Ode an die Männer- und Menschenfreundschaft ? vielleicht ein Hauch zu landlieblich.

Dialog mit meinem Gärtner

Ode an die Männer- und Menschenfreundschaft ? vielleicht ein Hauch zu landlieblich.

23.11.2015

Von che

Auf der Schulbank haben sie manchen Streich gemeinsam ausgeheckt. Danach trennten sich der Herkunft entsprechend ihre Wege. Der Apothekersohn (Daniel Auteuil) ging nach Paris und verschrieb sich der bildenden Kunst. Der Proletarierspross (Jean-Pierre Darroussin) malochte an Bahngleisen.

Im wirklichen Leben wären sich die beiden nie wieder über den Weg gelaufen. Im Film von Altmeister Jean Becker („Ein mörderischer Sommer?) jedoch treibt eine Ehekrise den Maler zurück in den längst leer stehenden Familiensitz in der malerischen französischen Provinz. Auf eine Annonce im Krämerladen hin, schneit der früh verrentnete Schulkamerad ins Haus, um seine Dienste als Gärtner anzubieten. Und nach kurzem Abtasten ist überraschend die alte Vertrautheit wieder da.

Eine einfachere Geschichte ist im Kino schon lange nicht mehr erzählt worden. Zwei alte Bekannte, die sich weitest möglich auseinandergelebt haben, treffen sich wieder, empfinden tiefe Seelenverwandtschaft und müssen, als es am Schönsten ist, auf tragische Weise Abschied nehmen. Den kargen äußerlichen Rahmen füllt Regisseur Becker mit immenser innerer Spannung. Die Gespräche, egal ob über alte Liebschaften, Gemüseanbau oder Kunst, erschließen den beiden wechselseitig Einsichten, die auf ihren vorgezeichneten Lebenswegen aus dem Blickfeld verschwunden waren. Nach und nach fügt sich die amüsante Konversation zu einem Plädoyer für Respekt und Empathie als unveräußerliche Grundlagen humanen Zusammenlebens.

Dabei verzichtet der Film auf über Gebühr sozialkitschige Töne. Bei aller Nähe von Prolet und Bildungsbürger ist stets ein Rest von Distanz spürbar, bleibt eine letzte Barriere, was Sprache und Lebensstil angeht ? die vom Soziologen Pierre Bourdieu so genannten „feinen Unterschiede?.

Vorwerfen könnte man Becker, dass er das ländliche Rotwein-Idyll ein bisschen grob gegen den Stumpfsinn der Großstadt-Bohème ausspielt. Aber wenn es die beiden liebenswertesten französischen Schauspieler sind, die solche Propaganda betreiben, verblasst auch dieser Einwand.

Dialog mit meinem Gärtner