Die Frau des Nobelpreisträgers

Die Frau des Nobelpreisträgers

Joe Castleman soll den Literaturnobelpreis erhalten. Doch er und seine Frau hüten ein Geheimnis, das das Zeug zum waschechten Skandal hat.

03.01.2019

Von Madeleine Wegner

Die Frau des Nobelpreisträgers
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Gleich zwei Filme sind in dieser Woche angelaufen, die sich mit Schriftstellerinnen beschäftigen, die im Schatten von Männern stehen. Beide Frauen gehen sehr unterschiedlich mit ihrer Situation um. In der Romanverfilmung „Die Frau des Nobelpreisträgers“ spielt Glenn Close die Ehefrau eines fiktiven Schriftstellers, die ihren Mann in jeglicher Hinsicht unterstützt. Unter der Oberfläche brodelt es mächtig, doch wird dies nach fast 40 Ehe-Jahren ausbrechen? Das Biopic „Colette“ hingegen zeigt, wie die junge Schriftstellerin als Ghostwriterin erste Erfolge erlebt und sich zunehmend rebellisch von ihrem Ehemann löst. Bereits im Dezember ist das Drama „Die Poesie der Liebe“ gestartet. Es ist der dritte Film zum Thema, der aktuell in den Kinos der Region läuft.

„Ich möchte nicht rüberkommen wie die aufopferungsvolle Ehefrau“, sagt Joan Castleman. Doch ist sie nicht genau solche eine Frau – trotz ihrer Souveränität? Sie ist die Frau, die ihrem erfolgreichen Mann Joe den Rücken stärkt. Sie hat seine Lesebrille parat, sie nimmt ihm seinen Mantel ab und sie stellt ihm einen Wecker, damit er rechtzeitig seine Herztabletten nimmt, sie weiß, wann es Zeit ist, aufzubrechen. Im Morgengrauen klingelt das Telefon im Hause des routinierten Ehepaars: Joans Mann Joe soll den Literaturnobelpreis erhalten. Die gemeinsame Reise nach Schweden auf dem Höhepunkt der Autoren-Karriere wird zum Wendepunkt im Leben des Paares. Für zusätzliche Anspannung sorgt dabei ein schmieriger Möchtegern-Biograf (Christian Slater). Jonathan Pryce und Glenn Close geben überzeugend das nahezu perfekt eingespielte und doch so ungleiche Paar. Besonders Close brilliert. In ihrem Gesicht ist abzulesen, wie es unter der Oberfläche brodelt, wie Frust und Wut an ihr nagen und sie doch die Kontrolle behält.

Nach einer längeren Schaffenspause meldet sich Regisseur Björn Runge mit „Die Frau des Nobelpreisträgers“ zurück, mit einer Verfilmung des Romans von Meg Wolitzer also. So gut beobachtet die langsame Eskalation zwischen den Eheleuten sein mag, so vorhersehbar ist die Geschichte. Runge scheint einen falschen Ausschnitt gewählt zu haben: Man möchte wissen, was vorher passiert oder nachher, aber der verfilmte Mittelteil der Geschichte erscheint zu lang.

Vorhersehbar. Zieht trotz einer großartigen Glenn Close nur mäßig in Bann.


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Erstellt:
03.01.2019, 19:40 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 07sec
zuletzt aktualisiert: 03.01.2019, 19:40 Uhr

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