Die Journalistin ohne Furcht und Tadel: Zu viel Last auf Frau Guerins schmalen Schultern.

Die Journalistin

Die Journalistin ohne Furcht und Tadel: Zu viel Last auf Frau Guerins schmalen Schultern.

24.11.2015

Von Kathrin Wesely

Die Journalistin

Die Geschichte der Journalistin Veronica Guerin, 1996 im Kampf gegen das Dubliner Drogenkartell gefallen, ist authentisch. Gefühlsecht ist sie nicht. Die irische Reporterin (Cate Blanchett) ist couragiert, gewieft, forsch und berühmt. Letzteres wird ihr zum Verhängnis. Denn ihre Medienpräsenz gibt ihr das Gefühl, unverwundbar zu sein. So fordert sie die Killer unverdrossen alle einzeln zum Duell. Sie wird hybrid, fahrlässig gegenüber ihrem eigenen Leben, rücksichtslos gegenüber ihrer Familie.

Aber das alles interessiert Regisseur Joel Schumacher an dieser ergreifenden Lebensgeschichte überhaupt nicht. Er will eine makellose Protagonistin, frei von Eitelkeit und Ehrsucht, allein beflügelt von dem Wunsch, die Welt durch ihre Arbeit etwas besser zu machen. Diese Guerin soll Ehrfurcht einflößen. Ihre Geschichte soll nicht zum unterhaltsamen Krimiplot verläppern, weswegen der Spannungspegel auch nie übers Tatort-Niveau hinausragt.

„Die Journalistin? ist ein handelsübliches Epos: Held ist edel, tut Gutes, stirbt jung, wird nie vergessen. Deshalb zieht sich auch der Schluss mit Begräbnis und eingeblendeten biografischen Daten so quälend hin, deshalb muss es so aussehen, als sei Irland dank Guerin jetzt drogenfrei: Der Zuschauer soll begreifen, dass dieses Menschenopfer einen Sinn hatte. Wie der Partisan für die Freiheit und der Soldat fürs Vaterland, fällt die Journalistin für die Wahrheit.