Ein berückendes Stickwerk um das Leben, die Liebe und den Tod.

Die Perlenstickerinnen

Ein berückendes Stickwerk um das Leben, die Liebe und den Tod.

24.11.2015

Von Dorothee Hermann

Claire fährt Moped und jobbt im Supermarkt. Die Kohlköpfe von den Feldern ihrer Eltern tauscht sie gegen Kaninchenfelle ein. Kleine Stückchen Pelz machen sich gut in den wundersamen Stickereien, an denen sie nebenher arbeitet. Vorerst sieht es nicht danach aus, als könnte sie je Modellstickerin werden. Denn Claire ist schwanger und hat Angst, sogar den Job als Kassiererin zu verlieren.

Die Regisseurin Eléonore Faucher hat ein Auge für kleine Gesten ? wie eine Hand über eine Haarsträhne streicht, eine Frau einen Schal anlegt, eine andere einen Fisch ausnimmt.

Die sparsame Bildkomposition könnte sich die Filmemacherin von den Stillleben Alter Meister abgeschaut haben. Dabei erzählt sie eine ganz heutige Geschichte ? in einer abgelegenen Gegend mit hoher Arbeitslosigkeit den eigenen Weg zu finden. Claire verbirgt die Schwangerschaft und wendet sich an Madame Mélikian, eine Stick-Künstlerin mit Verbindungen zur Pariser Modeszene.

Mélikian scheint in der Trauer um ihren Sohn erstarrt wie die Schneekönigin. Eines der von ihr gefertigten Stücke ist so fein wie aus Eisblumen gewirkt. Beinahe widerwillig entsteht eine Beziehung zwischen den beiden Frauen. Eléonore Faucher erzählt mit sympathischer Gemächlichkeit eine unspektakuläre Geschichte in sublimen Farben.