Die Wiese - Ein Paradies nebenan

Die Wiese - Ein Paradies nebenan

In beeindruckenden Aufnahmen taucht die Naturdokumentation ein in das vielfältige Leben auf deutschen Wildwiesen.

03.04.2019

Von Madeleine Wegner

Die Wiese
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Der mehrfach prämierte Naturfilmer Jan Haft wirft in seinem neuen Dokumentarfilm „Die Wiese – Ein Paradies nebenan“ gelungene Einblicke in einen scheinbar unspektakulären Lebensraum. Haft zeigt so, was auf den ersten Blick kaum zu erkennen ist: Eine Wild-Wiese wimmelt nur so von Leben. Sie bietet kleinen wie größeren Tieren, sowie vielen hundert verschiedenen Pflanzenarten ein Zuhause.

Dabei holt er nicht nur mit der Kamera die tierischen Winzlinge ganz nah heran: Auch mit den Ohren lässt Haft den Zuschauer in diese erstaunliche Welt eintauchen. Er zoomt die Geräusche ganz nah ans Ohr heran – zum Beispiel die völlig fremd wirkenden Töne einer Wanze. Nur scheinbar vertraut klingt der Lärm im Wald. Gekonnt spielt Haft hier mit den Erwartungen des Zuschauers: Was wie eine Jagd im Wald klingt, entpuppt sich als kleiner Pilz, der energiegeladen aufploppt und seine Sporen wegschleudert – mit lautem Knall.

Haft nutzt routiniert die technischen wie dramaturgischen Möglichkeiten eines Naturfilmers, sodass die schönen Aufnahmen immer auch eine Geschichte erzählen. Dennoch sind es weniger besonders gigantische und nie zuvor gesehene Bilder, die zum Staunen anregen, sondern vielmehr die skurrilen Phänomene der Tier- und Pflanzenwelt sowie die Geschichten, die das Leben in der Wiese so schreibt: die Geburt der beiden Rehkinder oder Vögel wie Feldlerche, Brachvogel, Braunkehlchen und Kiebitz, die ihre Jungen versteckt im hohen Gras aufziehen und vor den gefährlichen Messern der Mähdrescher kaum schützen können.

Allerdings kippt der Film manchmal auch in eine unfreiwillige Komik, die durch völlig unpassende Filmmusik hervorgerufen wird. Besonders schade ist dies beim angekündigten „Grillenkonzert“: Es wird unnötigerweise so stark von eingespielter Musik übertüncht, dass das Gezirpe dabei nahezu untergeht.

Differenziert macht Haft den Einfluss des Menschen auf die Wiesen deutlich, „ein Kulturgut“, wie er sagt, denn ohne Mähen gäbe es kaum artenreichen Magerwiesen. Er zeigt aber auch, wie bedroht dieser Lebensraum ist. Dabei schiebt Haft die Schuld nicht einfach den Bauern zu, sondern überlegt, wie die Wiesen vor Überdüngung und vor der Umwandlung in Ackerland gerettet werden können und vor allem, welche Schritte dazu ganz konkret auch von Seiten der Politik nötig wären.

Tolle Aufnahmen, keine Frage, insbesondere für die Kino-Leinwand. Doch so ganz rund ist der Film leider nicht.

Die Wiese - Ein Paradies nebenan

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Erstellt:
03.04.2019, 11:27 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 10sec
zuletzt aktualisiert: 03.04.2019, 11:27 Uhr

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