Ozons filmische Sterbebegleitung gerät zum lebensfernen Läuterungs-Melodrama.

Die Zeit die bleibt

Ozons filmische Sterbebegleitung gerät zum lebensfernen Läuterungs-Melodrama.

24.11.2015

Von che

Die Zeit die bleibt

Eines sonnigen Tags kippt der junge, erfolgreiche Werbefotograf Romain (Melvil Poupaud) bei einem Shooting über den Dächern von Paris einfach um. Die Diagnose ist grausam: Krebs im Endstadium. Lebenserwartung: ein paar Wochen oder Monate. Was tun? Sich in die Mangel einer fast aussichtslosen Therapie begeben? In Depressionen verfallen?

Nach kurzem Innehalten beschließt Romain, sich in aller Würde auf die Zeit zu konzentrieren, die ihm noch bleibt. Statt abgeschmackter Models hält er mit seiner Kamera bloß noch das Wesentliche fest. Er fährt aufs Land zu seiner Großmutter (Jeanne Moreau), mit der sich durch beider Todesnähe eine ganz neue Vertrautheit ergibt. Und er verhilft einer Kellnerin (Valeria Bruni-Tedeschi), der er zufällig begegnet, zum kaum noch erhofftem Lebensglück.

Die Geschichte, die der französische Regisseur François Ozon („8 Frauen?) in seinem achten Langfilm erzählt, wird man kaum aus dem Leben gegriffen nennen wollen. Eher steht sie modellhaft für einen vernünftigen Umgang mit dem Tod. Allerdings fehlen dieser Utopie die Wurzeln in der Wirklichkeit. Romains Wandel vom ruppigen Yuppie zum milden Menschenfreund, der schier übermenschliche Gleichmut, mit der er sich in sein Schicksal fügt ? das alles ist schwer zu glauben.

Als begnadetem Stilisten, der er nach wie vor ist, gelingen Ozon auch berührende Momente: eine zärtliche Bettszene zu dritt, die Sehnsucht und die Verzweiflung in den Blicken Bruni-Tedeschis bleiben haften. Aufs Ganze gesehen hinterlässt „Die Zeit, die bleibt? aber wenig mehr als bittersüße Melancholie für den versöhnlichen Gebrauch.