Die glitzernden Garnelen

Die glitzernden Garnelen

Die schräge französische Komödie um ein schwules Wasserballteam löst homophobe Klischees im Pool auf.

11.12.2019

Von Dorothee Hermann

Die glitzernden Garnelen

Les Crevettes pailletées“ feierte in Tübingen bei den Französischen Filmtagen Premiere. Dort erhielt er den Publikumspreis.

Der Spitzenschwimmer Matthias (Nicolas Gob) ist so straight wie sein kahlrasierter Kopf. Nachdem er in einem Fernsehinterview mit einem homophoben Spruch aufgefallen ist, verdonnert sein Verband den Champion dazu, ein schwules Wasserball-Team zu trainieren und für die Gay Games in Kroatien fit zu machen.

Doch die Crevettes sind ein Haufen eigenwilliger Amateure, denen Fun anscheinend tausendmal wichtiger ist als Disziplin und Kampfgeist. Ein Horror für den Weltklassesportler, der aufs Gewinnen programmiert ist und nun als Äh-äh-Homophober in der queeren (Freizeit-)Kultur aufschlägt. Als Trainer wider Willen ist er auch furchtbar bemüht, jeden Körperkontakt zu vermeiden.

Wie das Problem schon in der nächsten Generation keines mehr sein könnte, zeigt sehr hübsch Matthias‘ Teenie-Tochter Victoire (Maïa Quesemand). Sie findet die Crevettes einfach umwerfend und hat immer ein breites Lächeln für sie. Als würde sie denken: Oh ja, so kann das Leben auch sein.

Während Matthias unbehaglich in seine Muskelpakete eingezwängt scheint, schwelgen die Glitzer-Garnelen demonstrativ in entspannter Körperlichkeit. Das geht nicht völlig klischeefrei ab, zündet aber jede Menge Gags.

Jenseits des Trainings präsentieren sie einen ganzen Reigen schwuler Lebensmodelle. Warum nur posiert Jean (Alban Lenoir) beim Skypen mit seinem Mann, der sich zuhause um das gemeinsame Baby kümmert, stets als Trader in Hemd und Krawatte? Wieso verheimlicht er, dass er in Wirklichkeit mit seinen Wasserballkumpeln unterwegs ist?

Mit der Fahrt von Paris nach Kroatien weitet sich das Pool-Setting zum gutgelaunten Roadmovie und führt nebenbei vor, wie guter Sex einen Menschen so gründlich verwandeln kann, dass sogar der miesepetrige Joel (Roland Menou) plötzlich aufregend attraktiv wirkt.

Auf jeden Fall ist die erfrischende Komödie des französischen Regieduos Maxime Govare und Cédric Le Gallo ein mitreißendes Plädoyer für Toleranz. Wie sich Matthias ganz allmählich an seine regenbogenbunten Schützlinge akklimatisiert, ist einfach zum Kringeln. Der Film läuft im Queer-Schwerpunkt der Filmtage und ist für den Verleihförderpreis und den Wettbewerb der Jugendjury nominiert.

Schräge Komöde um ein schwules Wasserball-Team und seinen widerwilligen Hetero-Trainer.

Die glitzernden Garnelen

Zum Artikel

Erstellt:
11.12.2019, 19:47 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 04sec
zuletzt aktualisiert: 11.12.2019, 19:47 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.