Die grüne Lüge

Die grüne Lüge

Dokumentarfilm über „Greenwashing“ und den Boom von angeblich nachhaltigen Produkten.

21.03.2018

Von Madeleine Wegner

Üppiges Grün, soweit das Auge reicht, die Kamera lässt den Blick über die hohen Wipfel des Regenwaldes schweifen. Ein paar Kilometer weiter ist der Regenwald abgebrannt, illegal, um Palmöl anzubauen. Das wiederum landet in unzähligen Lebensmitteln, manches sogar unter dem Siegel der Nachhaltigkeit. Dies ist nur ein Beispiel für „Greenwashing“: Firmen preisen problematische Produkte als „grün“ und umweltfreundlich an. Zugleich reden sie den Menschen ein, dass diese es als Konsumenten selbst in der Hand hätten, die Welt zu retten – eben mit dem Kauf der vermeintlich grünen Produkte.

Ob der Energiekonzern RWE, das Mineralöl-Unternehmen BP, Konzerne wie Ikea, Unilever oder Nestlé: Das Wort Nachhaltigkeit ist in aller Munde – und wird vor allem von denen missbraucht, die am wenigsten dafür tun. Der Filmemacher Werner Boote geht zusammen mit der Autorin und Journalistin Kathrin Hartmann diesen „grünen Lügen“ in ihrem Dokumentarfilm auf den Grund. Inhaltlich ist das hoch spannend, hinkt jedoch leider in der Umsetzung: Das fängt mit putzigen Kinderbildern Bootes an und endet pädagogisch schier unerträglich in dem missglückten Versuch, im Gespann als „guter Cop, böser Cop“ aufzutreten. Wobei das Duo als „unglaubwürdig
naiver Filmemacher und überzeugende Expertin“ treffender beschrieben wären.

Nichtsdestotrotz ist dieser Dokumentarfilm eine Empfehlung. Boote und Hartmann sind mit der Kamera auf Konferenzen der großen Palmölproduzenten unterwegs, auf niedergebranntem Regenwald-Gebiet, sie sprechen mit Aktivisten, Ureinwohnern und Unternehmensvertretern ebenso wie mit Wissenschaftlern und Intellektuellen, allen voran Noam Chomsky, der ebenso kühl wie optimistisch der Zukunft und den dringend nötigen Veränderungen entgegenblickt: „Es ist keinesfalls hoffnungslos“, sagt Chomsky, „aber das passiert nicht von allein.“ Was dieser Film deutlich macht: Es ist nicht in erster Linie der Konsument, der sein Verhalten verändern muss, sondern es muss sich grundlegend etwas an den schädlichen Strukturen ändern – also auch auf gesetzlicher Ebene.

Info: Zum Dokumentarfilm „Die grüne Lüge“ hat Kathrin Hartmann ein gleichnamiges Buch geschrieben.

Botschaft: Nicht der Konsument hat die Macht, sondern der Bürger, vor allem aber sollte die Politik die ihre nutzen.