Ein Teenie-Drama der ganz besonderen Art. Auch für Erwachsene ein Muss.

Die innere Sicherheit

Ein Teenie-Drama der ganz besonderen Art. Auch für Erwachsene ein Muss.

24.11.2015

Von che

Die innere Sicherheit

So aktuell kann Kino sein. Gerade recht zur Debatte um Prügelminister und Sympathisantensümpfe kommt dieser Film über die Achtundsechziger-Vergangenheit, die nicht vergehen will, in die Lichtspielhäuser.

Allerdings ist "Die innere Sicherheit" viel zu subtil und kunstvoll, um die ein oder andere Seite mit billigen Argumenten zu versorgen.

Es geht um zwei deutsche Ex-Terroristen (Barbara Auer und - ungewohnt gut - Richy Müller), die seit zwei Jahrzehnten im Untergrund vegetieren. Aus Angst vor der Verhaftung hetzen sie panisch quer durch Europa von einem Unterschlupf zum nächsten.

Hauptleidtragende dieses vollkommen unromantischen Outlaw-Daseins ist ihre 15-jährige Tochter Jeanne, die von allem abgeschnitten ist, was das Leben für Pubertierende lebenswert macht.

Regisseur Christian Petzold hält sich mit moralischen Wertungen und Schuldzuweisungen jedoch auffallend zurück. Man will die Eltern nicht verurteilen, wenn sie, getrieben von Verfolgungswirklichkeit und -wahn, die Interessen ihres Kindes mit Füßen treten.

Doch unsere Sympathie gehört natürlich dem Mädchen, dem eingekeilt zwischen Solidarität und pubertärem Herzeleid eine erbarmungswürdige Zombie-Existenz aufgenötigt wird.

Ein politischer Film ist "Die innere Sicherheit" also nicht. Was genau die Eltern einst in den bewaffneten Kampf getrieben hat, an welchen Aktionen sie beteiligt waren, bleibt im Dunkeln. Wären die beiden bloß ein ordinäres Gangsterpärchen - für Jeanne würde es keinen Unterschied machen.

Dass Petzold ein politisch klug reflektierender Kopf ist, merkt man dennoch an Kleinigkeiten. Beispiel: Als die Familie nach Jahren erstmals wieder nach Deutschland reist, merkt sie einigermaßen verblüfft, dass sich die Einsatzkraft deutscher Ordnungshüter längst nicht mehr gegen irgendwelche Terroristen richtet. Jetzt werden illegale Einwanderer gejagt.

Bemerkenswerter ist freilich, wie der Regisseur sein inhaltliches Anliegen in filmischen Stil kleidet. Zerklüftet wie die Seele des Mädchens ist der Rhythmus. Grau wie seine Gefühlswelt sind die Bilder aus einem nach wie vor bleiern scheinenden Land. Ein kleines deutsches Filmwunder.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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