Die schönste Zeit unseres Lebens

Die schönste Zeit unseres Lebens

Der verbitterte Victor fühlt sich Dank einer Zeitreise-Firma wieder wie 25. Doch die Illusion wird bald zu schön, um wahr zu sein.

26.11.2019

Von Thomas Volkmann

„La Belle Epoque“ feierte in Tübingen bei den Franzöischen Filmtagen 2019 Premiere.

Die Geschäftsidee ist toll, aber aufwändig. Ein Unternehmen ermöglicht es solventen Kunden, vor authentischen Kulissen vergangene Momente nochmals zu erleben. Sie macht das so gut, dass der von seiner Frau Marianne (Fanny Ardant) vor die Türe gesetzte Victor (Daniel Auteuil) den Abend ihrer ersten Begegnung im Café La Belle Époque anno 1974 wieder und wieder reinszeniert haben möchte. Grund dafür ist nicht zuletzt die Ex-Freundin des Event-Regisseurs (Guillaume Canet), die ihre Sache so perfekt macht, dass sogar die Regie dieses Spiels eifersüchtig zu werden droht.

Lässt sich der Zauber der großen Liebe durch eine Zeitreise wieder entfachen? Durchaus, legt dieser klug inszenierte und bis hin zum Cannabisblütenteppich in einem Filmstudio perfekt ausgestattete Trip nahe, der übrigens auch den Komparsen einer Gruppensexszene mächtig Spaß macht. Für den in der Jetztzeit im Unterschied zu seiner Frau alles Digitale rigoros ablehnenden Victor – in seinem Kommunikationsverhalten ist der Comiczeichner wahrlich old school – birgt die Rückkehr in die Vergangenheit allerdings auch die Gefahr einer Verklärung und falsch verstandener Gefühle, einer Verwechslung also von Schein und Sein.

Regisseur Nicolas Bedos, der den Filmtagen letztes Jahr mit „Die Poesie der Liebe“ (Monsieur et Madame Adelman) einen wundervollen Festivalabschluss bescherte, liefert erneut ein überaus charmantes und ambitioniertes, mit Doppelbödigkeit und spritzigen Dialogen versehenes und von Spieltrieb befeuertes Werk, das geschickt mit dem Thema Liebe und der mythischen Kraft nostalgischer Verklärung spielt. Neben Daniel Auteuil und der bei den Filmtagen auch in „Lola Pater“ auftretenden Fanny Ardant legt auch Bedos‘ Frau Doria Tillier in der Rolle der wiederauferstandenen Marianne einen großen Auftritt hin. So jedenfalls macht Zeitreise mächtig Laune.

Charmante Zeitreise, aber das Spiel mit der Illusion birgt für die Beteiligten auch Gefahren.

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