Überkandidelter Krimi-Klamauk im hübschen Ambiente der schönen Warenwelt.

Ein ferpektes Verbrechen

Überkandidelter Krimi-Klamauk im hübschen Ambiente der schönen Warenwelt.

24.11.2015

Von che

Ein ferpektes Verbrechen

Mal was Neues. „Ein ferpektes Verbrechen? (so der deutsche Verleihtitel) ist nicht nur der erste spanische Auftaktfilm in der Geschichte des Cine-Latino-Festivals, sondern auch der wüsteste. Statt an beschauliche, von liebenswerten Käuzen bevölkerte lateinamerikanische Landstriche, führt uns Regisseur Alex de la Iglesia in die Löwengrube eines prunkvollen Madrider Konfektions-Kaufhauses.

Liebling der Kunden und Verkäuferinnen ist Damenabteilungs-Leiter Rafael (Guillermo Toledo), dessen Karrierezug in Richtung Etagenchef allerdings jäh gestoppt wird, als sein Kontrahent aus der Krawatten-Ecke ein um eine Winzigkeit besseres Weihnachtsgeschäft erzielt. Rafaels Wut auf den schmierigen Nebenbuhler endet tödlich. Und dass bei der Vertuschung des Blutbads, in die sich als einzige Zeugin ausgerechnet die freakigste seiner Untergebenen mischt, nicht viel nach Plan läuft, kann man schon dem Filmtitel entnehmen.

Äußerlich erinnert „Crimen ferpecto? sehr an Iglesias vorletzten, ebenfalls vom Tübinger Arsenal-Verleih in die Kinos gebrachten Film „Allein unter Nachbarn?. Auch hier regieren schrilles Personal, knalliges Design, aus der Hüfte geschossene Kalauer. In der Figur Rafaels, diesem aufstiegswütigen, das mittelmaß hassenden Kleinbürger, der seinen Lebensentwurf in Trümmer fallen sieht, tut sich diesmal aber auch ein sozialkritisches Nötchen auf. Auch Schönheitswahn und allgemeine Verrohung, deren Iglesia in einem hübschen Running Gag vor allem Kinder bezichtigt, bekommen ein bisschen was vor den Latz.

Vertiefen will der Regisseur das allerdings nicht, wenn er im zweiten Teil die im Dauerbeschuss der Pointen allmählich mürbe werdende Krimi-Groteske nur noch routiniert herunterspult. Eine Augenweide ist jedoch Hauptdarsteller Toledo, dessen Mimenspiel von der Strahlemaske des Star-Verkäufers und Womanizers bis zum Dackelblick des totalen Verlierers, in Erinnerung bleiben wird.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 49sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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leonie 27.05.200512:00 Uhr

Wer auf total abgeschmackte Klischées steht, und eine Story, die zum einen durch ihre Absehbarkeit,zum anderen durch ihre Anspruchlosigkeit, zutiefst langweilt, dem wünsche ich viel Spaß.

Boris Dollinger 25.04.200512:00 Uhr

Alex de la Iglesias neuestes Werk, das als Komödie beginnt die mit zunehmender Laufzeit immer schwärzer wird, um zum Ende hin zur Groteske zu werden, gehört durchaus zum erfrischenderen dass das bisherige Kinojahr zu bieten hat. Gegen Ende hin versinkt das Ganze zwar ein wenig in der Langatmigkeit, nichtsdestotrotz lässt die Geschichte Rafaels den Zuschauer diesen prima zur selben Zeit bemitleiden und sich seiner - partiel durchaus verdienten - Quälen erfreuen. Und das von dem Mann der einst Perdita Durango verbrochen hat...