Eine Frau mit berauschenden Talenten

Eine Frau mit berauschenden Talenten

In der französischen Krimikomödie entwickelt sich Isabelle Huppert von der Dolmetscherin im Drogendezernat zur Drogendiva und wird damit zum gejagten Phantom für ihre Kollegen.

06.10.2020

Von Madeleine Wegner

Patience Portefeux ist Dolmetscherin im Drogendezernat. Meistens sitzt sie am Schreibtisch und übersetzt abgehörte Telefonate aus dem Arabischen. Oder sie streift sich eine kugelsichere Weste über in irgendeinem dunklen Hausflur und ist mittendrin mit dabei, wenn Wohnungen gestürmt und Dealer verhaftet werden. Oder sie sitzt an der Seite bulliger, großer Männer, die von der Polizei verhört werden. Einer dieser cholerischen Dealer beleidigt sie, spuckt sie an. Patience verliert langsam die Geduld. Sie hat die Nase voll von diesem Job.

Bei einem der abgehörten Telefonate bemerkt sie plötzlich, dass sie die Mutter des Dealers kennt. Der Junge ist gerade dabei, kiloweise Haschisch in einem Obstlaster nach Paris zu karren. Seine Mutter: Eine Pflegerin, die sich liebevoll um Patiences Mutter kümmert. Kurzerhand beschließt Patience, Mutter und Sohn zu warnen. Der junge Dealer wird zwar trotzdem von der Polizei geschnappt, kann jedoch vorher noch das Haschisch wegschaffen. Damit ergeben sich für die abgeklärte Dolmetscherin ganz neue Möglichkeiten.

Jean-Paul Salomé verfilmt mit „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ Hannelore Cayres Roman „Die Alte“. Mit einer gut aufgelegten Isabelle Huppert hat er die perfekte Besetzung gefunden, die einen ebenso sichtlichen Spaß am Verkleiden und Hineinschlüpfen in andere Rollen hat, wie ihre Figur Patience. Huppert spielt eine Araberin, die eine Araberin spielt – man mag diesem Film kulturelle Aneignung vorwerfen. „Es ist nur eine Story, kein Statement“, sagte die Grande Dame des französischen Kinos kürzlich in einem Interview. Nur eine Komödie, nichts weiter sei dieser Film.

Gegen alles Politische scheint sich sowohl Huppert selbst als auch Salomé mit seinem Film zu wehren. Wenn es um Themen wie Polizei-Gewalt und Alltagsrassismus geht, belässt er es bei kleinen Andeutungen. Im Mittelpunkt stehen vielmehr Frauen, die sich verbünden und in Männerdomänen nicht nur behaupten, sondern die besonders starken Kerle auch bestens zu manipulieren wissen.

Eine bestens aufgelegte Isabelle

Huppert glänzt hier als selbstbewusste, emotional vernarbte Drogendealerin.

Eine Frau mit berauschenden Talenten