Glück, wenn der unausstehliche Gatte endlich stirbt. Pech, wenn die Verwandtschaft zum Trauerarbeits-Terror anrückt.

Endlich Witwe

Glück, wenn der unausstehliche Gatte endlich stirbt. Pech, wenn die Verwandtschaft zum Trauerarbeits-Terror anrückt.

23.11.2015

Von che

Wenn einem nach jahrelanger Ehe der Partner wegstirbt, ist das in der Regel ein schwerer Schicksalsschlag. Hier nicht. Denn Anne-Marie (eine Entdeckung: Michèle Laroque) wollte diesem mit dem Auto verunglückten Stinkstiefel von Gatten sowieso den Laufpass geben und mit ihrem Geliebten, einem drahtigen Bootsbauer, nach China verschwinden.

Freilich hat die attraktive Mittvierzigerin die Rechnung ohne die liebe Verwandtschaft gemacht, die in großer Besetzung in das Haus am Mittelmeer einrückt, um der vermeintlich tief erschütterten Witwe Trost zu spenden. Doch weil sich Anne-Marie mit der gebotenen Verzweiflung sichtlich schwer tut, schwingt sich das Beileids-Kränzchen alsbald zum stalinistischen Trauerarbeits-Kontrollregime auf ? mit Sohnemann Christophe (Tom Morton) als schleimigem Gefühls-Big-Brother an der Spitze.

Das klingt nach einer giftigen Tragikomödie über Familienterror und Heuchelei, doch Filmemacherin Isabelle Mergault („Sie sind ein schöner Mann?) kann sich einfach nicht entscheiden zwischen der Mischpoke als bitterbösem Despoten- oder lustigem Chaoten-Trupp ? im Zweifel neigt sie lieber der leichten Muse zu. Viel zu oft zieht die Regisseurin der Geschichte ihre schmerzhaften Stacheln zugunsten von simplem Klamauk rund um amouröse Heimlichkeiten und häusliche Peinlichkeiten.

Zudem ist aus der Erzählung schon lange vor dem Abspann die Luft raus, weil sich der Grundkonflikt bloß noch im Kreis dreht. Bei allem Verständnis für die Macht der Blutsbande: Nach der dritten Schleife fehlt einem als Zuschauer jedes Verständnis dafür, dass die geplagte Witwe diese Sippschaft des Grauens nicht zum Teufel jagt und lustig in den fernen Osten entfleucht.

Endlich Witwe