Solider Thriller mit holzschnittartigen Figuren und einer latent politischen Botschaft.

Entgleist

Solider Thriller mit holzschnittartigen Figuren und einer latent politischen Botschaft.

24.11.2015

Von Achim Stricker

Entgleist

Obwohl Charles (Clive Owen), leitender Angestellter einer Werbeagentur, mit Frau und Tochter in einem Traumhaus lebt und alles zu besitzen scheint, lässt er sich auf eine Affäre mit Karrierefrau Lucinda (Jennifer Aniston) ein. Beim Schäferstündchen in einer Absteige werden sie überfallen, Lucinda wird brutal vergewaltigt. Aus Angst um ihre bürgerliche Existenz schalten sie keine Polizei ein. Doch von nun an wird Charles erpresst: Als angeblicher Geschäftskollege dringt ein sadistischer Verbrecher (Vincent Cassel) in sein Haus und Leben ein.

Abgesehen von mehr oder weniger überraschenden Wendungen in der zweiten Hälfte ist das US-Debüt des schwedischen Regisseurs Mikael Hafström als Thriller bloß solider Durchschnitt. Während Ehebruch-Dramen wie „Eine verhängnisvolle Affäre? ihre Spannung aus der Dreieckskonstellation beziehen, bleibt das Zwischenmenschliche hier im Hintergrund. Die Protagonisten wirken bisweilen holzschnittartig und unbeholfen ? vor allem „Friends?-Sweetheart Aniston, die mit dieser James Siegel-Verfilmung eigentlich ihr Image ändern wollte.

Hinter dem skizzenhaften Plot lässt sich der Film als Parabel auf das Amerika nach dem 11. September lesen: Moralisch geknebelt, im eigenen Haus von diffusem Terror bedroht, bleibt nur die Selbstjustiz, für die der Film beständig Rechtfertigungen sucht.