Witzige Montage, sarkastische Kommentare, starke Bilder. Und wenig Analyse.

Fahrenheit 9/11

Witzige Montage, sarkastische Kommentare, starke Bilder. Und wenig Analyse.

24.11.2015

Von mi

Fahrenheit 9/11

Michael Moore muss einflussreiche Freunde haben an den Schalthebeln der Macht ? also an den Kameraknöpfen, Mischpulten und Bildarchiven der großen Fernseh-Studios. Was dem US-Filmemacher („Bowling for Columbine?) da an unveröffentlichten Original-Aufnahmen zugespielt worden ist, versetzt den Kinogänger in Staunen. George Bush beim Grimassenschneiden, beim Golfen und beim Millionärs-Dinner, Dick Cheney beim Schminken, Paul Wolfowitz mit Spucke im Haar.

Ganz schön dämlich sehen sie da aus, die Mitglieder der US-Regierung. Das ist witzig, erst recht mit Moores sarkastischem Synchron-Kommentar aus dem Off. Wir lernen daraus: Auch mächtige Menschen sind eitel. Und sie tun lächerliche Dinge, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. So what?

Für Michael Moore ist dies Programm. Für ihn ist die US-Politik schlecht, weil sie von schlechten Menschen bestimmt wird; von eitlen, kleinkarierten, verwöhnten und korrupten Möchtegern-Weltherrschern (mit saudischen Prinzen als Strippenziehern). Der Gipfel: Moore zeigt George Bush am Morgen des 11. September 2001 bei einer Vorlesestunde in einer Grundschule. Ein Helfer flüstert ihm die Nachricht von den New Yorker Attentaten ins Ohr. Und Bush bleibt ratlos sitzen, sieben schier endlose Minuten lang. Hätte er aufspringen und losballern sollen?

Die Grundschul-Aufnahme ist subversiv ? wenn man bisher der Regierungspropaganda aufgesessen ist, Bush agiere entschlossen, zielstrebig, strategisch. Wie ein richtiger „Kriegspräsident? eben. Mag sein, dass viele Amerikaner dies nach dem 11. September geglaubt haben (oder glauben wollten). Doch in Europa dominiert seit vier Jahren das gegenteilige Bild, und so bestärkt Moore hier nur die gängigen Urteile und Vorurteile über die US-Politik (und beschönigt nebenbei das Leben unter der Hussein-Diktatur im Irak).

Aber „Fahrenheit? bietet auch Neues für das hiesige Publikum: Erschütternde Bilder von irakischen Kriegsopfern, verstörte und verstümmelte US-Soldaten, trauernde und wütende Angehörige. Derweil wirbt das Militär unbeirrt neue Rekruten ? nicht in den Clubs der Reichen, sondern in den Shopping Malls für die Unterklassen.

Die Macht kommt aus den Schneidetischen. Moore setzt sie gekonnt ein. Mag sein, dass er damit sogar die US-Wahl im November beeinflusst. Ein eindeutiges Ergebnis in Florida würde ja vielleicht schon reichen.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 04sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Stan 13.08.200412:00 Uhr

Oh, Michael Moore, das war nix. Hast Du in "Bowling for Columbine" noch auf eindrucksvolle Art es geschafft, mit subtiler Vorgehensweise einerseits und starken, markigen Bildern andererseits mich zu begeistern, so war das hier - mit Vorlaub - ein 2 stündiger Wahlwerbesport gegen Bush. Nein, ich sympathisiere nicht mit Bush, aber lieber Michael Moore, dieses Beziehungsgeflecht, welches Du da so an den Pranger stellst, ist das wirklich so neu, so gemein, so perfide wie Du es versuchst darzustellen? Diese schwarz-weiss-Malerei über 2 Stunden war auf die Dauer einfach nicht mehr auszuhalten. Von einem Extreme ins nächste. Noe, muss nicht sein. (02/10)

Boris Dollinger 11.08.200412:00 Uhr

Moore erzählt in Fahrenheit 9/11 zwar nichts wirklich neues, bündelt dies aber in eindrucksvoller Weise zu einer zweistündigen sowohl kraftvollen als auch bewegenden Anklage gegen die Regierung Bush. Das ist sicherlich nicht objektiv, es ist sicherlich auch nicht fair, es ist aber, vor allem wenn man sieht mit welcher Naivität die von Moore interviewten im Irak stationierten Soldaten, und auch so mancher daheimgebliebener Amerikaner, die ganze Situation betrachten, vor allem eins: Notwendig!
Und ob jemand der einen so sinnlosen, nichtsdestotrotz aber blutigen, Konflikt wie den Irakkrieg vom Zaun bricht noch den Anspruch auf eine faire Behandlung in den Medien hat...nun, das muss jeder für sich selbst entscheiden, aber ich habe keine Probleme mit meinem Gewissen wenn ich "nein" sage!

SG 08.08.200412:00 Uhr

dass es schlimm ist, kann jeder sehen. tagesschau, zeit, faz ... machens möglich. aber dass es so schlimm steht, dafür braucht man moore und ich sage dankeschön. nach diesm film brauchen wir uns hier in deutschland keine sorgen mehr zu machen - wir haben keine. jeder darf sich über schröder aufregen - lob und anerkennung gebührt ihm für sein verhalten bzgl. des irakkrieges. merkel - pfui!! natürlich arbeitet moore nicht immer sauber und korrekt, doch was ändert das unterm strich? leider garnichts!! das alles ist ein albtraum, den wir nur überleben können wenn wir alles verdrängen oder alles für gefälscht oder erlogen halten. leute: macht die augen auf !!

Kai Opferstock 07.08.200412:00 Uhr

Ich finde den Film verleumderisch und schlichtweg verlogen. George Bush ist klasse! Wir sollten ihm dankbar sein, dass er uns erretten will. Michael Moore - Pfui, Pfui !

Sebastian Selig 05.08.200412:00 Uhr

Moore kommt nicht umhin Araber als Menschen zweiter Klasse darzustellen, die entweder unter ihrem Turban Selbstmordattentate gegen aufrechte Amerikaner planen oder sich von eben diesen in Stücke schießen lassen. Davon abgesehen ist es mehr als fragwürdig, in welcher Weise hier (am widerlichsten z.B. in der 9.11-Bush-im Kindergarten-Sequenz) aus dem Off vorformuliert wird, was dargestellte Personen angeblich gerade gedacht haben sollen. Damit bewegt sich der Film leider auf dem Niveau amerikanischer Nazi-Propaganda a la Fox News, die der Film natürlich nicht den Mut hat selbt in Frage zu stellen. Ein ebenso dummer, wie verlogener Drecksfilm.

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