Sean Connery als vergessene Literaturlegende wird zum Freund und Mentor eines jungen Afroamerikaners.

Forrester - Gefunden

Sean Connery als vergessene Literaturlegende wird zum Freund und Mentor eines jungen Afroamerikaners.

23.11.2015

Forrester - Gefunden

Regisseur Gus Van Sant machte mal ambitioniertes Autoren-Kino. Verstörend intensive Filme wie "My Private Idaho", in denen die Welt von Außenseitern knirschend gegen das Gewinde des gesellschaftlichen Mainstream gedreht wurde.

Das scheint nun vorbei. Mit der melodramatischen Therapiesitzung bei "Good Will Hunting" hat sich der Regisseur für die locker aufgeschäumte Gefühligkeit entschieden, und "Forrester" ist nur eine weitere Variation über das gleiche Thema. Mit der frohen Schlussbotschaft, dass das Gute zuallerletzt immer siegen wird. Erbauungskino.

Dabei hat sich Van Sant aber noch genug an visueller und erzählerischer Eleganz bewahrt. Geschickt lässt er Literatur und Leben ineinander schlittern, wenn erst im Klassenzimmer ein düsteres Poe-Gedicht vorgestellt wird und eine Szene später sich die Schüler mit der Erzählung der modernen Schreckensmärchen zu übertrumpfen suchen, die letztlich direkt vor die Wohnungstür eines schrulligen Alten führen, der seine Wohnung seit Jahren nicht mehr verlassen hat. Der große Geheimnisvolle. Ein Weißer in der Bronx, der nun in der weiteren Geschichte von einem smarten Jugendlichen zu neuem Leben angestupst wird.

Das ist ein Treffen zweier Hochbegabter (was das "Good Will Hunting"-Thema aufnimmt und Van Sants Liebe für Außenseiter fortführt): Der alte Schriftsteller, der sich nach einem großen Roman-Wurf - wie einst J.D. Salinger - der Öffentlichkeit verweigert, und ein junger Schwarzer, der erst noch ins Leben finden will. Mit Talenten darf er dabei nur so wuchern. Einerseits ist er als Referenz an die klassische Ghetto-Begabung ein Basketball-Crack und darüber hinaus ein literarisch ambitionierter Bücherwurm, dessen Schreibversuche der Alte zur Meisterschaft formt.

Beim Zusammenspiel der beiden ist man dann durchaus bereit, diese dünne Märchengeschichte in den Hintergrund zu schieben und sich einfach an deren Präsenz zu freuen. Selbst wenn Sean Connery in der Rolle des verschollenen Schriftstellers wirklich nicht wie ein weltabgewandter Eigenbrötler wirkt, dessen Gelassenheit aber bestens mit der Ruhe von Rob Brown harmoniert.

Eine Vater-Sohn-Männerfreundschaft. Sie räkelt sich breit im Film, während die weiteren Schauspieler gar nicht richtig mitmachen dürfen und nur die passenden Stichworte aufzusagen haben: Dass man sich durchsetzen muss. Dass verbitterte Lehrer genauso gefährliche Gegner sind wie blöde Upperclass-Buben auf dem Basketballfeld. Dass letztlich aber das Gute eben immer siegen wird.

Um diese Botschaft auch mit aufrechtem Pathos vorzutragen, wird das Gefühlspedal nach langen Passagen der Zurückhaltung noch mächtig durchgetreten, dass man vor Rührung in den Kinosessel gedrückt wird. Wenn einem jedoch im Kino die Tränen abgepresst werden, darf man sich sicher sein, dass das nichts mit dem Leben zu tun hat. Es wäre halt so schön: Gerechtigkeit. Menschlichkeit. Was ist schließlich so lustig an Liebe, Frieden und Verständnis? Allein. Nur die Kino-Verhältnisse sind so. Übrigens geht es in dem Film ständig um Literatur. Gelesen aber wird in den Büchern nie.