Free Solo

Free Solo

Oscarprämierte Doku über den Kletterer Alex Honnold, der den gigantischen El Capitan bezwingen will - ohne jede Sicherungstechnik.

20.03.2019

Von Madeleine Wegner

Free Solo
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Nur ein winziger Fehler und Alex Honnold stürzt hunderte Meter tief. „Wahrscheinlich zerplatzt mein Körper beim Aufprall einfach“, sagt er relativ emotionslos. Manch einer mag ihn für lebensmüde halten. Alex Honnold ist Profi-Sportler. Er klettert Felsen hinauf, im Alleingang und ohne Sicherung, ohne Seil.

„Free Solo“ nennt sich diese Form des Kletterns. Der gleichnamige Dokumentarfilm zeigt, wie solch ein Mensch tickt, der sich freiwillig in große Lebensgefahr begibt. Dokumentarfilmemacherin Elizabeth Chai Vasarhelyi und ihr Mann, der Kletterer und Kameramann Jimmy Chin, begleiten Alex Honnold über mehrere Monate bei den Vorbereitungen für sein bislang größtes Abenteuer: Er will ungesichert die 975 hohe und steile Granitwand des „El Capitan“ im kalifornischen Yosemite-Nationalpark hinaufklettern. Er wäre der Erste, dem das gelingt.

„Es wird viel spekuliert, wie ich mit der Angst umgehe“, sagt er und korrigiert die Annahme, er verdränge diese Gefühle: „Ich spalte sie ab.“ Zwischen den großartigen Naturaufnahmen, Spannung und Nervenkitzel schafft es der Dokumentarfilm auch, einen sehr persönlichen Einblick in das Seelenleben des eigenbrötlerischen Extremsportlers zu geben. Langsam entblößt er eine Kindheit, in der er es keine liebvollen Umarmungen gab, sondern in der Leistung zählte.

„Free Solo“ zeigt einen Einzelgänger, der es nur langsam schafft, sich einem anderen Menschen zu öffnen und Gefühle zuzulassen. Ein Mensch, der mit dem Tod lebt.

Das Kamera-Team, das den ehrgeizigen Athleten begleitet, besteht aus einer Gruppe von Profi-Kletterern. „Es ist, als wäre ich einfach mit meinen Freunden unterwegs“, sagt Honnold.

Doch viele andere Bekannte, die seine Leidenschaft fürs Klettern teilen, sind bereits durch Abstürze gestorben. Die Nachricht vom Tod des Alpin-Kletterers Ueli Steck liest Honnold in der Zeit, in der er am El Capitan trainiert. Auch die Filmemacher selbst zweifeln immer wieder an dem Projekt – wie geht man damit um, einen Freund beim Sturz in den Tod gesehen, ja gefilmt zu haben?

An den besonders schwierigen Stellen kann einer der Kameramänner am Boden nicht hinsehen. Auch für die Zuschauer ist das ein enormer Nervenkitzel, der im Grunde nur durch das Wissen erträglich ist, dass Honnold den Film offenbar überlebt hat. „Free Solo“ ist ein Kletter-Thriller auch für Nicht-Kletterer – was auch immer man am Ende von dieser Art des Nervenkitzels halten mag.

Die beeindruckende Studie verbindet grandiose Aufnahmen und intime Einblicke in eine Sportlerpersönlichkeit.


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Erstellt:
20.03.2019, 13:14 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 12sec
zuletzt aktualisiert: 20.03.2019, 13:14 Uhr

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