Spektakuläres Drama über eine junge Afghanin im vom Taliban-Regime befreiten Kabul.

Fünf Uhr am Nachmittag

Spektakuläres Drama über eine junge Afghanin im vom Taliban-Regime befreiten Kabul.

24.11.2015

Von che

Fünf Uhr am Nachmittag

Voraussichtlicher Kinostart: Frühling 2004

Gibt es, nach dem Vorbild Benazir Bhuttos in Pakistan, bald eine afghanische Präsidentin? An potenziellen Kandidatinnen mangelt es nicht, wie die (zugegeben fiktive) Umfrage an einer Kabuler Mädchenschule in Samira Makhmalbafs „At 5 in the Afternoon? zeigt. Andererseits ist Skepsis angebracht, denn die Mächte des Beharrens sind auch nach der Befreiung von den Taliban noch stark: Religiös umwahnte Männer behandeln Frauen als Untermenschen, in den Koranschulen steht vor allem (Selbst-)Diskriminierung auf dem Lehrplan, die Burka ist im Straßenbild noch gang und gäbe.

Der Film ist eine Art Fortsetzung der „Reise nach Kandahar?, die vor zwei Jahren die Situation der Frauen unter dem Terrorregime der Taliban ins Visier genommen hat. War dieser Film von Samiras Vater Mohsen Makhmalbaf noch der reine Horrortrip, so gibt es inzwischen Hoffnungsschimmer, personifiziert in der jungen Filmheldin Nogreh. Sie pfeift immerhin auf die dümmsten religiösen Dogmen und zieht, wenn keiner hinsieht, auch mal Stöckelschuhe an.

Gedreht wurde wenige Wochen nach Kriegsende in und um Kabul. Die Aufnahmen der von Bomben verwundeten Stadt, in der die Menschen von Bleibe zu Bleibe irren, verleihen ihm eine fast gespenstische Authentizität. Andererseits distanziert sich die Regisseurin mit einer teilweise sehr artifiziellen, metaphernreichen Bildsprache vom allzu Dokumentarischen. Besonders die Schluss-Sequenz ? Nogrehs Vater vergräbt in der Wüste seinen Enkel, dessen Tod er in seiner irren Frömmigkeit verschuldet hat ? wird man nicht so leicht vergessen.

Kritisieren darf man, dass sich Makhmalbaf thematisch zu viel vorgenommen hat. Neben der Frauenfrage wird fast jede Problemzone im Nachkriegs-Afghanistan angerissen; der Film zerfleddert in ? allesamt beeindruckende ? Einzelepisoden über Bildungshunger, Flüchtlingsleid, Obdachlosigkeit, Umgang mit Sfor-Soldaten, Fundamentalismus und Patriarchentum; dazu kommt noch eine Liebesgeschichte. Allerdings ist die Regisseurin erst 22 Jahre alt und durchaus nicht verpflichtet, ein abgeklärtes Filmkunstwerk abzuliefern. „At 5? verbindet in jugendlicher Ruppigkeit scharfe Anklage, militanten Veränderungswillen und Vertrauen in die Kraft des Ästhetischen. Das reicht für einen der spektakulärsten Filme des Jahres.