For Sama

For Sama

Dokumentarfilm aus der Sicht junger Eltern, die das erste Lebensjahr ihres Kindes erleben - im von Rebellen besetzten Aleppo.

03.03.2020

Von Madeleine Wegner

Was bewegt eine junge Mutter, in einer Stadt zu bleiben, auf die immer wieder Bomben niederregnen? Warum flieht sie nicht wie so viele andere? Warum versucht sie ihre kleine Tochter nicht um jeden Preis vor

Gewalt, Angst und Tod zu retten? Um diese Fragen zu beantworten, hat Waad al-Kateab einen Film gedreht, einen filmischen Brief an ihre Tochter Sama, die Mitten im Krieg in Aleppo zur Welt gekommen ist.

Dieses außergewöhnliche und in seiner Art einzigartige filmische Tagebuch zeigt den Syrienkrieg und die damit verbundene humanitäre Katastrophe aus einer sehr persönlichen Sicht.

Waad Al-Kateab ist schon während ihres Marketing-Studiums politisch aktiv. Mit dem Handy filmt sie damals die Proteste der Studierenden. Eine andere Rückblende zeigt den schrecklichen Tag, an dem unzählige Tote aus dem Fluss geborgen werden. Die jungen Menschen wurden mit Schüssen niedergestreckt – es ist eine Vorahnung auf die spätere Gewalt, mit der das Assad-Regime vorgehen wird.

Die junge Frau nimmt den Zuschauer mit in einen zunehmend vom Krieg bestimmten Alltag. Und doch bleibt da Platz für die schönen und wichtigen Dinge im Leben: Sie verliebt sich in den Freund und Arzt Hamza; die beiden heiraten, während draußen die Bomben fallen. Mitten im Krieg kommt ihre Tochter zur Welt. Sie leben im letzten noch existierenden Krankenhaus in Aleppo, das Hamza leitet. Ihre Kamera scheint Waad Al-Kateab immer bei sich zu haben.

Und was sie filmt, ist oft nur schwer erträglich: Zwei Jungen sehen versteinert mit an, wie ihr getöteter kleiner Bruder im Krankenhaus mit einem Laken zugedeckt wird. Eine Mutter trägt ihr totes Kind durch die zerbombten Straßen. Die Ärzte versuchen das Ungeborene einer schwer Verletzten zu retten. Die Gesichter von Toten. Waad Al-Kateab überschreitet immer wieder die Grenzen, an die sich Dokumentarfilmer zum Schutz der Privat- und Intimsphäre gewöhnlich halten. Es überwiegt die Notwendigkeit, von diesem Krieg zu berichten.

Mit Hilfe des erfahrenen britischen Filmemachers Edward Watts ist Waad Al-Kateab ein wichtiger Dokumentarfilm gelungen. „For Sama“ ist mittlerweile mehrfach preisgekrönt, unter anderem wurde er in Cannes als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.eiben und den Kampf für die Freiheit weiterführen soll, für den sie schon so viel geopfert hat.

Ein wichtiger Film, der durch die derzeitigen Diskussionen um die EU-Grenzen

zusätzlich an Aktualität gewonnen hat.

For Sama