Vielleicht lernt man am besten in iranischen Filmen, wie lustig Politik sein kann.

Geheime Wahl

Vielleicht lernt man am besten in iranischen Filmen, wie lustig Politik sein kann.

24.11.2015

Von Dorothee Hermann

Geheime Wahl

Manchmal trägt die Emanzipation einen schwarzen Schleier und fährt Motorboot. In dem iranischen Film „Secret Ballot? (Geheime Wahl) landet die Moderne in Gestalt einer jungen Wahlleiterin (Nassim Abdi) auf der abgelegenen Insel im Persischen Golf. Die Küstenwache traut kaum ihren Augen und soll auch noch als offizieller Begleitschutz fungieren. Von der Autorität des Gesetzes hält dieser Soldat (Cyrus Abidi) wenig, dafür um so mehr von der Macht seines Gewehrs. „Am Wahltag sollen die Leute sich wohlfühlen?, mahnt die junge Beamtin, während ihr militärischer Begleiter zähneknirschend darauf verzichtet, einen vermeintlichen Schmuggler zu durchsuchen. „Jeder, der in diesem Land lebt, hat die gleichen Rechte.? Dieser Satz klingt in der archaischen Wüstenlandschaft so unwahrscheinlich wie befreiend.

Vor zu viel Didaktik schützt der skurrile Humor von Regisseur Babak Payami. Der lässt das ungleiche Paar auf analphabetische Schafhirten, eine politikresistente Matriarchin und sogar auf einen exzentrischen Solar-Ingenieur treffen, der keinen Staat, sondern allenfalls Gott als höchste Instanz gelten lässt. Dafür scheint am Ende selbst der Soldat vom Charme des demokratischen Prozedere überzeugt. Doch der Film setzt nicht nur auf Situationskomik.

Dieses Roadmovie ist auch eine Schule des gemächlichen Betrachtens. An der melancholischen Schönheit der kargen Felslandschaft, den sparsamen Farben der Wüste, von Kameramann Farzad Jodat exzellent fotografiert, kann man sich kaum sattsehen. Bei den Filmfestspielen in Venedig 2001 wurde „Secret Ballot? mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet.