Gernstls Fazit: Glücklich sind die, die ihr Leben leben und nicht auf ein besseres warten.

Gernstls Reisen

Gernstls Fazit: Glücklich sind die, die ihr Leben leben und nicht auf ein besseres warten.

24.11.2015

Gernstls Reisen

Dann fahrt?s mal los und schaut?s zu, dass euch was Interessantes unterkommt. Mit dieser Vorgabe des öffentlich-rechtlichen Fernsehens streunen der Reporter Franz Xaver Gernstl und sein Kameramann Hans-Peter Fischer seit mehr als 20 Jahren im VW-Bus kreuz und quer durch Deutschland. „Gernstl unterwegs? avancierte mit der Zeit zur Kultsendung, aus der nun ein Potpourri für die große Kinoleinwand zusammengeschnitten wurde.

Entlang willkürlicher Reiserouten wie dem 51. Breiten- oder dem 10. Längengrad fahndet der gemütliche Bayer nach Menschen, die im Grenzbereich zwischen dem Normalen und dem Kuriosen ihr kleines Glück gefunden haben oder noch danach suchen. Im vorliegenden Kinofilm sind das zum Beispiel eine bayrische Gospelsängerin, ein schwäbischer Käsebauer, der mit Milchbakterien parliert, ein Wünschelrutengänger, der auch Krankheiten erkennt, ein Ex-Manager, der als weltverbessernder Zottel-Guru zu sich selbst gefunden hat, ein uralter Winzer, der seinen Weinberg zum Skulpturengarten umgemodelt hat.

Der Witz und die Weisheit resultieren daraus, dass Gernstl mit Vorliebe jene Passagen verwendet, die bei seriösen Fernsehreportagen oder Dokumentarfilmen sofort im Papierkorb landen würden ? das eher Ungelenke oder Kantige und gerade deswegen hoch Authentische. Dabei lässt er sich nie wie Kollege Stefan Raab („Maschendrahtzaun?) von der Lust am Bloßstellen treiben. Hinter jedem dieser Mini-Portäts steckt vielmehr ehrliche Neugier auf die meist putzig kleinen Alltagsutopien seiner Gesprächspartner. Zusammen ergeben die Puzzlestückchen auch ein erhellendes Schlaglicht auf die deutsche Provinz ? so aufregend und öde wie sie eben ist.