Girl on the Train

Girl on the Train

Verfilmung des Krimi-Bestsellers über eine Alkoholikern, die in Verdacht gerät, ihre Nachbarin ermordet zu haben.

24.08.2016

Von Cordula Dieckmann (dpa)

Als Buch war „Girl on the Train“ ein Bestseller mit weltweit mehr als 15 Millionen verkauften Exemplaren. Eine Frau fährt täglich mit dem Zug dieselbe Strecke und blickt dabei in die Häuser entlang der Gleise. Eine Voyeurin, der besonders ein junges Paar gefällt, das perfekt erscheint und in dessen Leben sie sich hineinträumt. Eines Tages aber macht sie eine schockierende Beobachtung. Als sie sich einmischt, gerät sie in einen Strudel aus Lügen, Intrigen und Gewalt. Tate Taylor („The Help“) hat den Erfolgskrimi nun verfilmt, hervorragend besetzt mit Schauspielern wie Emily Blunt, Rebecca Ferguson und Justin Theroux.

Wirklich überzeugen kann der Film aber nicht: Trotz vieler spannender Momente nimmt er erst gegen Ende richtig Fahrt auf. Das mag auch an der Romanvorlage von Paula Hawkins liegen, die es Filmemachern nicht leicht macht.

Mit vielen Rückblenden erzählt sie aus der Perspektive von drei Frauen: Rachel, die nach zwei Jahren Trennung immer noch ihrem Ex-Mann Tom (Justin Theroux) nachtrauert und ihren Frust im Alkohol ertränkt. Anna (Rebecca Ferguson), die Neue an Toms Seite, die in dem Haus wohnt, das Rachel eingerichtet hat und das Baby bekommen hat, von dem ihre Vorgängerin einst träumte. Und Megan (Haley Bennett), die mit Scott die scheinbar perfekte Beziehung führt, die aber ein Geheimnis hütet und eines Tages spurlos verschwindet.

Was im Buch funktioniert, ist im Film nicht ganz geglückt. Taylor schafft es nicht, die Erzählstränge zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden. Die Geschichte wirkt sprunghaft, bisweilen verwirrend. Und die einzelnen Figuren haben wenig Möglichkeiten, sich zu entfalten. Getragen wird der Film, dessen Handlung von London nach New York verlegt wurde, vor allem von Emily Blunt („Sicario“).

Sie spielt Rachel als zerrissene Persönlichkeit, die sich regelmäßig betrinkt, bis zum Filmriss. Diese Lücken in ihrem Leben jagen ihr Angst ein und panisch versucht sie, herauszufinden, was während dieser Zeit passiert ist. Eine kaputte Frau, die Blunt mit großer Intensität auf die Leinwand bringt, mitleiderregend und abstoßend zugleich. Irgendwo in ihrem alkoholumnebelten Gedächtnis ist die Lösung für Megans Verschwinden. Zwischendurch scheint die Erinnerung zum Greifen nah, doch Rachel kann sie nicht fassen. Darin liegt die Stärke des Films: Kann man Rachel trauen? Kann sie sich selbst trauen? Dieses Ringen um Klarheit setzt Taylor geschickt in Szene, ist es doch eines der wichtigsten Elemente seines Thrillers.