Trotz aufgebotenem Hautarzt und Julia Roberts geht der Film nicht unter die Haut

Hautnah

Trotz aufgebotenem Hautarzt und Julia Roberts geht der Film nicht unter die Haut

24.11.2015

Von ust

Hautnah

Man sollte diesen Film auf den nächsten Französischen Filmtagen zeigen. Als Lehrfilm, zu Demonstrationszwecken, um vorzuführen, was französisches Kino kann.

Um es klarzustellen: „Hautnah? ist ein amerikanischer Film. Man erkennt das gleich an seinem Personal (Julia Roberts, Jude Law, Nathalie Portmann und Clive Owen). Sein Regisseur Mike Nichols („Wer hat Angst vor Virginia Woolf?) ist zwar schon durch das Fegefeuer der Beziehungstragödien gegangen, aber er kann vor den französischen Meistern nur auf die Knie sinken. Dabei fängt das Bäumchen-Wechselspiel ganz hübsch an. Zwei Paare bilden sich, Nachrufschreiber mit Stripperin, Fotografin mit Hautarzt. Man trennt sich, mischt sich neu. Jede Szene dieses Indoor-Kinos vermeldet einen anderen Beziehungsstand.

So weit läuft noch alles bestens und nach den Regeln des US-Profikinos: gut sitzende Schnitttechnik, perfekte Handlungsökonomie, knappe, schlagkräftige Dialoge. Doch dann kommt der Vierer ins Straucheln. Die Beziehungsdynamik ist kaum noch nachvollziehbar, Lieben und Entlieben, Täuschen und Enttäuschen scheint nur noch Plot gesteuert.

Für ein strenges mathematisches Paarmuster, wie etwa Alain Resnais „Reigen?, genügt die Distanz zu den handelnden Gefühlsinhabern nicht, das Wechselbad der Erregungen kommt dagegen lauwarm daher. Man sehnt sich nach Rohmerschem Redekino, in dem weniger die Schönheit der Protagonisten und mehr ihre Persönlichkeit zählt. Man wünscht sich ein spannendes Verkleidungsspiel wie es Chabrol beherrscht, wenn er seine Darsteller mal nackt und dünnhäutig, mal geheimnisvoll gepanzert erscheinen lässt.

„Hautnah? bemüht sich wirklich sehr, aber ? außer dass er das US-Publikum wegen gewagtem Verbal-Sex verstört ? bringt er?s einfach nicht.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 46sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Boris Dollinger 08.02.200512:00 Uhr

Wenn du es nicht lesen willst, dann lass es

Katharina R 07.02.200512:00 Uhr

die FSK ab 12 halte ich für unangebracht. Selten fiel in einem Film so oft das Wort Fi****. Sollen das die 12 Jährigen von heute sehen.
Dennoch halte ich den Film für sehr sehenswert. Auch das Ende überzeugt.
Keine schnulzige Romanze, kein "wir sind nun beste freunde".
Sehenswert. Tolle Filmmusik. Der Film ist eher ein Kunstwerk.

vali 06.02.200512:00 Uhr

Hautnah ist der schlechteste Film den ich je gesehen habe!!! Was haben Julia Roberts und Jude Law dort verloren???

Boris Dollinger 02.02.200512:00 Uhr

Steuernagels Kritik ist ein Beispiel für die Verblendung mit der leider sehr viele Verfechter des französischen Autorenkinos(das durchaus einige Perlen hervorgebracht hat, dabei aber auch bei weitem nicht über jegliche Verfehlung erhaben ist)die Filmwelt betrachten. Diese perfekt inszenierte und textgetreue Verfilmungs eines britischen Bühnenstücks, das laut Steuernagel interessanterweise Ausdruck des US-Kinos sein soll genau wie sein zu 50% britisches Personal die US-Herkunft erkennen lassen soll, braucht sich vor keinem französischen "Meister" zu verstecken. Auf eindrucksvolle Weise wird anhand von vier sehr unterschiedlichen Figuren geschildert was die Liebe(und zu einem gewissen Grad auch das Streben nach Dominanz im allgemeinen und in der Liebe im besonderen)aus einem Menschen machen kann. Perfekt inszeniert und großartig gespielt(insbesondere Owen spielt überraschend gut)ist diese äußert interessante Charakterstudie ein frühes Highlight des Kinojahres 2005!

Emil 02.02.200512:00 Uhr

ekelhaft vulgär

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