Heide Makatsch spielt die deutsche Kino-Sünderin und Chanson-Sängerin Hildegard Knef.

Hilde

Heide Makatsch spielt die deutsche Kino-Sünderin und Chanson-Sängerin Hildegard Knef.

23.11.2015

Von che

Mal ganz ehrlich: der Mega-Star, die deutsche Ikone schlechthin, zu denen sie die PR-Maschine jetzt stilisiert, war Hildegard Knef nie. Denkwürdige Filme mit ihr gibt es kaum; in Hollywood brachte sie keinen Fuß auf den Boden; als Chanson-Sängerin war sie gut, aber nur für kurze Zeit wirklich erfolgreich. Ganz groß war sie in der Selbstvermarktung mit diversen Autobiografien und ständiger Präsenz in den Boulevard-Medien, auch noch, als künstlerisch kein Hahn mehr nach ihr gekräht hat. Aber dafür interessiert sich die Film-Biografie von Kai Wessel schon nicht mehr.

Hilde, der Film, konzentriert sich auf die erste Hälfte ihrer Laufbahn zwischen den vierziger und sechziger Jahren ? und tut sich schwer, jenseits des Abhakens von Lebens- und Karrierestationen ein wirklich lohnendes Thema zu finden. Die Künstlerin in ihrem gesellschaftlichen und politischen Umfeld ist es jedenfalls nicht. Die junge Bundesrepublik, wo sie abwechselnd in den Himmel gehoben und zur Hölle geschickt wurde, bleibt eine Atelier-Kulisse. Dabei hätte allein der Skandal um ihren Kino-Auftritt als „Sünderin? genug Stoff für einen aufschlussreichen Film geboten ? schließlich ging es dabei nicht nur um ein Fitzelchen nackte Haut, sondern, was Wessel verschweigt, auch um die postnazistische Reklame für Sterbehilfe.

Stattdessen versucht sich der bisher fürs Fernsehen tätige Regisseur („Die Flucht?) an einem von den Zeitumständen weitgehend abgekapselten Charakter- und Persönlichkeitsbild, das immerhin auch ein paar dunkle Flecken nicht ausspart. Breit dargelegt werden Knefs Beziehungen zu Männern, die ? ob bewusst oder unbewusst, bleibt offen ? unter dem Stern der Karriere-Nützlichkeit stehen: besonders drastisch im Kapitulationsjahr 1945, als sie fast nahtlos vom einflussreichen Nazi Ewald von Demandowsky zum einflussreichen Juden Kurt Hirsch überläuft. Die Fixierung auf maskuline Helferlein bringt ihr freilich weder den Durchbruch zum Weltstar noch Lebensglück. Erst als Knef sich von fremden Einflüssen frei macht und mit eigenen Chansons („Für mich soll's rote Rosen regnen?) einen Neuanfang wagt, kommt sie mit sich selbst ins Reine.

So ungefähr lautetet jedenfalls die zentrale Drehbuch-These, die jedoch filmisch kaum Fleisch an den Rippen hat. Wessel klappert Knefs Höhenflüge und Abstürze brav der Reihe nach ab, ohne dass mehr als ein so bunter wie belangloser Bilderbogen dabei herausspringt. Anders als die Hollywood-Pendants „Ray? und „Walk The Line? findet „Hilde? einfach nicht den Punkt, der dieses Leben einzigartig, zeittypisch oder aus einem anderen Grund erzählenswert macht. Die viel gelobte Heike Makatsch liefert zwar eine optisch und stimmlich beeindruckende Knef-Mimikry ? das Seeleninnere der Figur bleibt ihr und dem Zuschauer jedoch fest verschlossen. Es ist allerdings nicht ganz auszuschließen, dass es dort überhaupt nichts Aufregendes zu entdecken gibt.

Hilde