Inferno

Inferno

Nach „Da Vinci Code“ und „Illuminati“ muss Star-Symbologe Langdon (Tom Hanks) die Welt ein drittes Mal vor dem Untergang bewahren.

11.08.2016

Von Jörg Gerle, KNA

Inferno

Ein Gott spielender Wissenschaftler, ein Weltretter und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als MI6-Ersatz: Fertig ist ein neuer „James Bond“ – allerdings mit anderen Mitteln. Dan Brown stand mit seinem Roman „Inferno“ erneut Pate für ein Action-Mysterienspiel, das Ron Howard nach „The Da Vinci Code – Sakrileg“ (2006) und „Illuminati“ (2009) fast zu einer Art Franchise-System erhebt.

Der Schweizer Bertrand Zobrist hat eine besondere Vorstellung von der Welt. Als Wissenschaftler besitzt er die Fähigkeiten und als Milliardär auch die Kapazitäten, seine Visionen umzusetzen. Das letzte, so Zobrist, was die Erde brauche, seien zu viele Menschen. Wie faszinierend wäre es also aus seiner Sicht, wenn durch eine Art „natürliche Auslese“ der Welt viele Milliarden „überflüssiger“ Menschen erspart blieben? Allerdings hat Zobrist keine Chance, sein angedachtes Werk selbst zu erleben, da er auf der Flucht vor dem WHO-Kommissar Christoph Bruder den Suizid wählt.

Derweil hat der US-amerikanische Kryptologe und „Symbology“-Professor Robert Langdon ein wertvolles Puzzlestück zur Bekämpfung des perfiden Zobrist-Vermächtnisses in seiner Tasche. Unglücklicherweise liegt er mit partieller Amnesie in einem Krankenhauszimmer in Florenz. Er weiß weder, was ihn nach Italien verschlagen noch wer ihm seine Kopfwunde zugefügt hat. Doch mit Unterstützung der Ärztin Sienna Brooks ist er dabei, das Höllenfeuer in seinem Kopf zu löschen. Plagen ihn doch seltsame Visionen, deren Ursprung aus Dantes Dichtung vom Inferno der Menschheit herrühren könnte.

Während sich die ersten beiden Thriller um Robert Langdon um brisante Enthüllungen aus dem Dunstkreis des Vatikan rankten, geht es in „Inferno“ um die Sehnsucht, Gott spielen zu wollen. Und da der Kombattant ebenso intelligent wie größenwahnsinnig und spielsüchtig ist, versteckt er Indizien zu seinem Unterfangen in Dantes „Göttlicher Komödie“: „Die Allmacht wollt in mir sich offenbaren!“ So haben zumindest Langdon und seine Gefährtin eine letzte Chance, das Mysterium zu entschlüsseln, dem Unheil auf die Spur zu kommen und die Welt zu retten – vielleicht.

Der Regisseur Ron Howard ist ein genüsslicher Fährtenleger. Ihm macht es Spaß, spannende Geschichten so zu verpacken, dass man ihnen mit Freude zusieht. Einmal mehr hat er mit Tom Hanks einen Verbündeten, den man sowohl das Geerdete des Kumpels als auch das Genie des Superwissenschaftlers abnimmt. Hinzu kommen ein hohes Produktionsbudget und wohl auch die notwendigen Kontakte, um an historischen Originalschauplätzen in Italien und der Türkei drehen zu dürfen.

Daraus resultiert eine durchaus unterhaltsame Mischung aus Thriller und Schauder, die von der zum „Dan Brown“-Erkennungszeichen avancierten enigmatischen Musik von Hans Zimmer zusammengehalten wird. Hinterfragen sollte man das ganze Spektakel freilich nicht. So muss man schlicht hinnehmen, dass die WHO ebenso mächtig wie naiv, die italienische Polizei samt Museumswächter so tumb wie die türkische Polizei wohlorganisiert ist – und am Ende ominöse Organisationen alles natürlich schon vorher gewusst haben.

Da fällt es fast nicht mehr ins Gewicht, dass die Fans der literarischen Vorlage angesichts des weichgespülten Filmfinales wohl äußerst erstaunt reagieren werden. Es ist eben alles nur eine unverbindliche Unterhaltungsshow, und die soll tunlichst nicht überfordern oder gar verstören.

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Erstellt:
11.08.2016, 12:32 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 34sec
zuletzt aktualisiert: 11.08.2016, 12:32 Uhr

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