Wieder ein Wespenstich ins österreichische Alltagsleben: Ulrich Seidl porträtiert Christenmenschen

Jesus, du weißt

Wieder ein Wespenstich ins österreichische Alltagsleben: Ulrich Seidl porträtiert Christenmenschen

24.11.2015

Jesus, du weißt

Verleihinfo:Ein Film als Beichtstuhl. Menschen gehen in die Kirche, Menschen sitzen alleine in der Kirchenbank, Menschen beten zu Jesus, der ihnen alles ist: Vater und Freund, Heiland und Retter, Wegweiser und Klagemauer, Redender, Schweigender, Liebender.

Da ist etwa ein Student, der gegen den Willen seiner Eltern täglich die Messe besucht, seine ganze Freizeit in der Pfarre verbringt und der Jesus einfach alles erzählt und alles bereut: erotische Phantasien wie Heldenträume.

Da ist eine Mutter von zwei Kindern, die genauso viel Zeit in der Kirche verbringt wie zu Hause, wo sie seit Jahren ihren gelähmten Mann pflegt. Innigst bittet sie Jesus, dass er ihren Mann, einen Moslem, heilen möge. Der wiederum sieht in seiner Krankheit die Gottesstrafe dafür, dass er eine Christin geheiratet hat.

Oder die pensionierte Chemielehrerin, die von ihrem Lebensgefährten mit einer anderen Frau betrogen wird. Sie sinnt im Gebet nach Rache. Aber ist Rache nicht Sünde? Wie viele andere kommt sie in die Kirche und klagt, kollaboriert, sinniert, bekennt, grübelt und bittet Jesus, er möge ihr verzeihen.

Formal streng zeigt Ulrich Seidls neuer Film Jsechs fragmentarische Porträts von Gläubigen, die ganz persönlich mit Jesus sprechen.

Jede der sechs Geschichten öffnet dabei einen Raum, eine Intimität, eine Aussicht auf das, was man Gott nennen könnte.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 40sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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