Action-Epos von Produzent Jerry Bruckheimer, dass die Artus-Saga ausplündert.

King Arthur

Action-Epos von Produzent Jerry Bruckheimer, dass die Artus-Saga ausplündert.

24.11.2015

Von dpa

King Arthur

Es gibt Geschichtsforschung, und es gibt Geschichten, wie sie Hollywood präsentiert. Die Macher von "King Arthur" behaupten zwar, sich der historischen Wahrheit anzunähern, da es sich aber um eine Jerry-Bruckheimer-Produktion handelt, geht es vor allem um eins: Action.

Das Kino schafft Mythen, es zerstört sie aber manchmal auch. Der Hollywood-Film "King Arthur" richtet eine besonders verbreitete und beliebte Legende hin, nämlich der von König Artus und seiner Tafelrunde. Millionen von "Prinz Eisenherz"-Fans sind die tapferen mittelalterlichen Ritter wie Lancelot und Gawain, die Helden Britanniens, wohlbekannt. Doch all das, so wird uns nun in der Neuauflage vermittelt, soll ganz anders gewesen sein: grauer, blutiger, brutaler und viel früher in der Historie angesiedelt.

Artus oder Arthur samt seinen Mannen lebten demnach nicht zur Hoch-Zeit von Minnesang und Ritterromantik. Vielmehr kämpften sie sich durch das "dunkle Zeitalter", in dem das Römische Reich verfiel und in Europa Chaos herrschte. Das jedenfalls wollen Drehbuchautor David Franzoni, Produzent Jerry Bruckheimer und Regisseur Antoine Fuqua herausgefunden haben. Und nur vor dieser historischen Zeitkulisse ließ sich ein Actiondrama inszenieren, in dem das Blut in jener rasanten Bilderflut fließt, die den Sehgewohnheiten eines modernen jungen Massenpublikums zu entsprechen bemüht ist.

Davon versteht der polternde Hitmacher Bruckheimer ("Top Gun", "Armageddon") bekanntlich eine Menge. Weil Regisseur Fuqua mit der Inszenierung seines harten Polizei-Thrillers "Training Day" schon einmal bewiesen hatte, wie gut er Action auf die Leinwand zu bringen vermag, durfte der Amerikaner nun mit europäischen Stars die Artus-Geschichte neu erzählen.

Marodierende Brutalos

Dass dabei aus edlen britischen Ritterleuten marodierende Brutalos im Dienste Roms werden, müssen die Zuschauer in Kauf nehmen. Wenigstens Arthur, dargestellt von dem in jedem Kampfgetümmel noch gut aussehenden Clive Owen, ist halbwegs eine Lichtgestalt im "dunklen Zeitalter". Ihn allerdings als Führer einer nationalen Erhebung der Briten im fünften Jahrhundert zu zeigen, kann als dreiste Geschichtsklitterung gelten.

Aber Bruckheimer will mit seinen Filmen Geld verdienen, da sollen historische Fakten nicht stören. Garniert werden die Gemetzel mit einer attraktiven Frau wie der Britin Keira Knightley, die als amazonenhafte Guinevere die Hormone ihrer Zeitgenossen in Wallung bringt. Die Bösewichte sind die sächsischen Invasoren um ihren grausamen Anführer Cerdic, gespielt vom Schweden Stellan Skarsgaard.

Es muss eine verlockende Gage gewesen sein, die Skarsgaard dazu gebracht hat, sich so beklagenswert unter seinem sonstigen Niveau zu präsentieren. Til Schweiger spielt mit lächerlicher Maske samt mächtigem Flechtbart Cerdics geistig limitierten Sohn Cynric. Der erinnert irgendwie an eine dieser im angelsächsischen Raum so beliebten blonden Bestien-Karikaturen in SS-Uniform. Wenn das alles ist, was Hollywood Schweiger zu bieten hat, sollte er besser wieder sein Glück in heimatlichen Gefilden suchen.

Es mag sein, dass Ritterfilme im guten altmodischen Stil dem heutigen Publikum nicht mehr mit Aussicht auf Erfolg vorgesetzt werden können. Ob das eine positive Entwicklung ist, darf nach 130 Minuten "King Arthur" bezweifelt werden. Denn Filme wie dieser wollen historische Mythen wohl kaum kritisch hinterfragen, sondern vielmehr plündern, um Kasse zu machen.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 33sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Schnitthochzieher 01.09.200412:00 Uhr

goil

valky 31.08.200412:00 Uhr

sorry sehr schwach: am anfang gemetzel und am ende nachdem filmtypischen gepoppe am abend zuvor (ich weis zwar nicht was morgen ist *bla* *knutsch* [[is doch klar, dann isse schwanger]])... naja jedenfalls am ende noch en ganz nettes gemetzel... die mitte ist einfach nur zum vorspulen!!!!

Marion 31.08.200412:00 Uhr

Selten habe ich einen Film so mit Spannung erwartet wie "King Arthur". Aber was für eine Enttäuschung. Abgesehen davon, dass Artus wohl tatsächlich Römer war und um das 5. Jahrhundert gelebt hat, kann ich nicht viel Historisches (oder Interessantes) in diesem Film entdecken. Dazu eine mehr als dünne Story, pompöse, sich aufdrängende Musik (vom sonst hervorragenden Hans Zimmer) und schlecht recherchierte Details (Beispiel: der Helmbusch eines Zenturios saß quer auf dem Helm, nicht wie hier gezeigt längs!). Dazu kommen blasse Darsteller, die den Eindruck machen als quälten sie sich durch den Film. Zwischen Clive Owen und Keira Knightley knistert ja gar nichts. Von den stereotypen Sachsen ganz zu schweigen. Was sagen denn die armen modernen Briten zu dieser Darstellung, da sie ja von ihnen abstammen? ;o) Insgesamt sehr schwach, denn man hätte aus dieser Geschichte vieeel mehr machen können, auch oder gerade wenn man auf historischen Tatsachen aufbaut.

Hubert 28.08.200412:00 Uhr

War noch gut, is halt Jerry Bruckheimer Action, Aber ein + für Keira Knigthley

Ohlsen 28.08.200412:00 Uhr

Dümmliche Geschichtsklitterung
allerübelster Art: Im Norden Englands siedelten die Angeln, nicht die Sachsen, sie landeten natürlich südlich des Hadrianswalls, um ihn nicht durchstoßen zu müssen, die Römer, schlimmste Sklavenhalter der Geschichte, werden zu Freiheitskämpfern hochstilisiert...)

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