Vergessen wir die Botschaft. Denchs Spielfreude und Frears‘ Charme machen Spaß genug.

Lady Henderson präsentiert

Vergessen wir die Botschaft. Denchs Spielfreude und Frears‘ Charme machen Spaß genug.

24.11.2015

Von che

Lady Henderson präsentiert

Zurück in die dreißiger Jahre: Nach dem Tod ihres Mannes sucht die ehrenwerte Lady Henderson (Judi Dench) ein Hobby. Sticken oder Mildtätigkeit, hört sie, seien für Damen ihres fortgeschrittenen Alters genau das Richtige. Doch statt ihr Ererbtes an Suppenküchen zu spenden, kauft die lebenslustige Witwe lieber ein leer stehendes Revuetheater. Dort bringt sie im steten Kleinkrieg mit einem Pfau von Spielleiter (Bob Hoskins) erstmals im prüden England entblößte Frauen auf die Bühne.

Aus dem auf einer wahren Begebenheit beruhenden Stoff destilliert Regisseur Stephen Frears eine charmante Gesellschaftskomödie, die vom reizenden Cartoon-Vorspann an in den Accessoires der guten alten Zeit, als Sex noch für Skandälchen gut war, schwelgt. Mehr noch profitiert sie von den auf Hochtouren laufenden britischen Schauspiel-Ikonen Dench und Hoskins. Die liebevollen Kabbeleien zwischen diesen seelenverwandten Egomanen sprühen vor Witz und wärmen das Herz.

Leichte Muse at it?s best wäre das, würde der alte Sozialkritiker Frears („Mein wunderbarer Waschsalon?) nicht nebenbei nach Höherem streben wollen. Der zweite Weltkrieg, der das Theater in die ideologische Front zwingt, kommt da wie gerufen. Leider bringt das Bemühen um zeitgeschichtlichen Tiefgang nicht viel mehr ein als ein paar sentimentale Tupfer - und die mit kuriosem Pathos vertretene These, dass die Jungs zwischendurch mal nackte Weiber brauchen, um hernach im Felde wieder ihren Mann zu stehen.