L'equipier (Die Frau des Leuchtturmwächters)

23.11.2015

Am 10. und 13. April 2008 beim Filmfest Ueber morgen

Mit Schlafsack, Taschenlampe und Bibel ins Sommerferien-Camp an den „Devil?s Lake?(!) nach North Dakota: Sounds like Fun! Doch der Spaß vergeht den fünf- bis zwölfjährigen Camp-Kindern bald ebenso schnell wie dem Kinopublikum. Einige Monate lang haben Heidi Ewing und Rachel Grady die resolute Pfingstkirchen-Predigerin Becky Fischer und einige Kinder mit der Kamera begleitet.

Dabei verzichten die beiden Filmemacherinnen weitgehend auf eigenen Kommentar: Die martialischen O-Töne sprechen für sich (der dazwischen geschnittene liberale Radio-Moderator ist als Gegenpol komplett überflüssig). Die Gewaltphantasien der Jesus-Fans („Gottes Armee?, „Märtyrer? und: „Harry Potter hätte den Tod verdient!?) erinnern an die Verhetzung muslimischer Kinder durch Islamisten (wobei auch liberale Kirchen ihren Kindern die blutige Kreuzigungsgeschichte einhämmern). Doch die eigentlichen Opfer sind hier eindeutig die Camp-Teilnehmer selbst: Im religiösen Wahn brechen die Kinder immer wieder in Tränen aus und bereuen die ihnen eingeredeten Sünden.

Ein ganzes modernes Parallel-Universum haben Pfingstkirchen und andere christliche Fundamentalisten aufgebaut; mit Heavy Metal Musik, coolen T-Shirts, witzigen Anti-Wissenschafts-Videos und starken Frauen: Pastorin Becker erläutert Paradies und Sündenfall mit Hilfe von Ken- und Barbie-Puppen.

Die 84 Minuten enden im Anti-Klimax: Die Camp-Kinder ziehen nicht in den Heiligen Krieg, sondern beten mit zugeklebten Mündern vor dem Obersten Gerichtshof in Washington gegen Abtreibungen. Und der Fundamentalisten-Starprediger Ted Haggard, der im Film noch dem Nachwuchsstar vom Jesus-Camp Mut zuspricht, musste im November 2006 (nach Erscheinen des Films in den USA) wegen einer schwulen Sex-Affäre zurücktreten.