Alter schützt vor Weisheit nicht: Woody Allen lässt der Liebe alle Facetten.

Melinda und Melinda

Alter schützt vor Weisheit nicht: Woody Allen lässt der Liebe alle Facetten.

24.11.2015

Von che

Melinda und Melinda

Einerlei, könnte man meinen, ist auch Woody Allen das Schicksal seiner Titelheldin, denn er bietet es in zwei grundverschiedenen Versionen an. Gleich ist nur die Ausgangslage: Eine Frau (Radha Mitchell) soll nach einer gescheiterten Beziehung inklusive Selbstmordversuch von Freunden und Bekannten wieder aufgepäppelt, sprich: mit einer neuen Liebe versorgt werden, wofür eine ganze Reihe von Kandidaten Schlange steht.

Angelegt ist das Ganze als Spiel. Zwei Bühnenautoren streiten am Stammtisch, ob die Komödie oder die Tragödie der menschlichen Natur besser gerecht wird, und entwerfen zur Beweisführung eine eher lustige und eine eher traurige Melinda-Geschichte. Einer Kneipendebatte entsprechend sind die beiden meist ohne klare Zäsuren parallel erzählten Episoden recht skizzenhaft gehalten, doch wie sie ineinander greifen, sich belauern und umtänzeln, einander ergänzen und wieder in Frage stellen ? das verrät das Können und die cinephile Eleganz eines wahrhaft alten Meisters.

Wobei Woody nicht er selbst wäre, wenn nicht die Großstadt-Neurosen der Mannsbilder mit der Zeit prägnanter ausfielen als Melindas Liebesleid und -freud. Allen voran glänzt da Tollpatsch Will Ferrell als ein um 30 Jahre verjüngtes Allen-Alter-ego. Und der Nutzwert der Geschicht?? Dass ein Leben, in dem die komischen, tragischen und glücklichen Momente nicht gerecht verteilt sind, wohl eine recht öde Angelegenheit ist. Also Kopf hoch, ihr da mit dem Sommer-Liebeskummer.