Fernando Solanas rekapituliert zwei Jahrzehnte neoliberaler Verheerungen in Argentinien.

Memoria del Saqueo - Chronik einer Plünderung

Fernando Solanas rekapituliert zwei Jahrzehnte neoliberaler Verheerungen in Argentinien.

24.11.2015

Memoria del Saqueo - Chronik einer Plünderung

León leidet am Down-Syndrom. Das heißt: eigentlich leidet nur seine Schwester. Nach dem Tod der Eltern hatte die 20-jährige Olvido ihren Zwillingsbruder in ein Heim gebracht, aber der Junge rebellierte, und so leben sie nun gemeinsam in einer engen Wohnung in einer spanischen Küstenstadt.

Obwohl der quirlige und gewitzte León das Gegenteil eines Sorgenkinds ist, kommt es zu Konflikten. León krallt sich mit Urgewalt an der abgöttisch geliebten Schwester fest, die aber hat genug mit ihrem eigenen Leben zwischen Gelegenheitsjobs und lauen Liebschaften zu tun. Anfälle von großer Zärtlichkeit gegenüber ihrem Bruder wechseln sich ab mit Wut und Hass bis hin zu Mordgedanken.

Manchmal scheint der Film von Xavier Bermúdez in Richtung ganz große Tragödie abheben zu wollen, um ebenso rasch wieder auf den Boden eines alltagsnahen, kühl fotografierten Beziehungsdramas zurück zu kehren. Aus dieser Unbestimmtheit bezieht er seine immense innere Spannung; Leóns Versuche, sich selbst aus der Abhängigkeit zu befreien, sorgen für äußere.

Eine etwas straffere Dramaturgie wäre zwar nicht von Schaden gewesen, aber wenn der Film ab und zu etwas ins Plätschern verfällt, kann man sich an den sehr aparten Hauptdarstellern Marta Larralde und Guillem Jiménez satt sehen.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 38sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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