Menschen, Träume, Taten mit Regisseur Andi Stiglmayr

23.11.2015

Italien in den 60er Jahren: Antonio (Elio Germano, stets ungeschickt und zugleich absichtlich widerständig) ist schon als Kind der Quertreiber in der Familie. Deshalb nennen alle ihn nur Accio, „die Giftkröte?. Leider funktioniert es nicht, ihn im Priesterseminar unterzubringen.

Pünktlich zur Pubertät kehrt Accio in die viel zu enge Familienwohnung in der italienischen Provinz zurück. Sein umschwärmter großer Bruder Manrico (Riccardo Scamarcio) entwickelt sich gerade zum charismatischen Arbeiterführer. Da bleibt Accio zur Abgrenzung nur die Ortsgruppe der Faschisten. Allmählich bemerkt sogar er, dass Manricos Freunde erheblich attraktiver sind als die dem Duce huldigenden Schwarzhemden, besonders die schöne Francesca (Diane Fleri). Ganz, ganz langsam mausert sich Accio vom ein wenig unbeholfenen, pickligen Jüngsten doch noch zum unabhängigen Kopf, der am Ende sogar noch die wirkungsvollere politische Strategie hat als der in den Untergrund abgetauchte Manrico.

Wie Altmeister Ettore Scola gelingt es Regisseur Daniele Luchetti, politische und kulturelle Entwicklungen in einzelnen Lebensgeschichten einzufangen, in ihnen ein Zeitgefühl sichtbar zu machen. Die Kamera von Claudio Collepiccolo rückt so dicht an die Protagonisten heran, dass man das Gefühl hat, die gärenden Energien zu spüren, die damals in den Sixties die engen Verhältnisse zu sprengen begannen. Noch ein Plus: Die italienische Musikszene hat einen ganz eigenen Sound für das Lebensgefühl dieser Jahre zu bieten.