Vielschichtiger Thriller mit George Clooney über die Fallstricke des amerikanischen Rechtssystems.

Michael Clayton

Vielschichtiger Thriller mit George Clooney über die Fallstricke des amerikanischen Rechtssystems.

23.11.2015

Von che

Contergan lässt grüßen. Mit einer Giftbrühe hat ein Chemiekonzern Hunderte Menschen verseucht. Die Sammelklage der Geschädigten schleppt sich dahin und droht, in einem läppischen Vergleich zu versanden. Nun aber hat der Staranwalt des Konzerns die Seite gewechselt und will den Opfern offenbar hochbrisante Dokumente zuspielen. Natürlich ist dem Unternehmen jedes Mittel recht, den Plan zu durchkreuzen.

Diese fiktive, aber nicht unrealistische Ausgangslage des Regiedebüts von Tony Gilroy (Drehbuchautor unter anderem der „Bourne?-Trilogie) böte wahrhaft Stoff für einen knalligen Wirtschafts- und Justizkrimi. Tatsächlich geht es hier aber nicht, wie etwa im deutschen Contergan-Zweiteiler, um die Chronik eines Skandals. Die Leitfrage lautet vielmehr: Was bringt Menschen dazu, in diesem System der institutionalisierten Unmoral zu funktionieren.

Als Fallbeispiel fungiert ein eher kleines Rädchen in der Unrechts-Maschinerie. Der von George Clooney angemessen mausgrau verkörperte Michael Clayton ist der „Müllmann? in der vom Konzern beauftragten Großkanzlei. Statt im Kreuzverhör zu brillieren, muss der gelernte Strafverteidiger den außergerichtlichen Dreck wegräumen. Aktueller Auftrag: den abtrünnigen und offenbar psychisch durchgeknallten Anwalt zur Raison zu bringen. Privat ist Clayton damit beschäftigt, seine Spielsucht zu kontrollieren, die Schulden der missratenen Verwandtschaft zu bezahlen und seinem getrennt lebenden Sohn Interesse vorzuheucheln.

Ohne die Genre-üblichen dramatischen Volten und ohne moralisierenden Zungenschlag, jedoch mit viel Gespür für vielschichtige Stimmungs-Bilder entwickelt Gilroy das Mosaik einer Gesellschaft, die von Raffgier und monströsem Ehrgeiz innerlich zerfressen wird. Während an Clayton immerhin Selbstzweifel und -ekel nagen, gibt es für seine gerade zur obersten Konzernanwältin avancierte Mit- und Gegenspielerin keinen Weg aus der Hölle ? kaum 15 Filmminuten genügen Tilda Swinton für eine der brillantesten Persönlichkeitsminiaturen der jüngeren Filmgeschichte.

Michael Clayton