Bei dieser quietschbunten indischen Hochzeit spielt man doch gerne den Zaungast.

Monsoon Wedding

Bei dieser quietschbunten indischen Hochzeit spielt man doch gerne den Zaungast.

24.11.2015

Von che

Monsoon Wedding

Vor 14 Jahren lancierte die Inderin Mira Nair das harte Straßenkinder-Drama „Salaam Bombay? - nicht zuletzt, um der Schwemme seichter Heul-Melodramen ein realitätsnahes indisches Kino entgegenzusetzen. Nun hat die Regisseurin selbst einen Film im Stil dieser grellbunten Bollywood-Soaps gedreht. Mit einem unwiderstehlich charmanten Augenzwinkern, versteht sich.

Statt Slum-Elend begegnen wir in „Monsoon Wedding? einer gut situierten Mittelstands-Familie mit properem Häuschen und einer Tochter auf dem Absprung nach Amerika. Doch zuvor soll sie nach altem Brauch einem von den Eltern erwählten jungen Mann angetraut werden. Das geht in Indien natürlich nicht so hopplahopp über die Bühne. Schon Tage davor fallen aus aller Welt die Verwandten ein. Ein Chaoten-Trupp wird mit der Planung der Lustbarkeit beauftragt. Und nebenher gilt es noch den üblichen Familienknatsch zu stemmen.

Lustvoll lässt Mira Nair die Kamera in diesem Getümmel herumvagabundieren, so dass wir uns bald selber wie leicht desorientierte Gäste der Gesellschaft vorkommen. Flüchtig werfen wir Seitenblicke auf die Braut, die in der Nacht vor der Hochzeit mit dem Ex rumknutscht und dabei von der Polizei aufgescheucht wird. Den etwas begriffsstutzigen Vater, dem die stündlich steigenden Festkosten allmählich über den Kopf wachsen. Oder den „Eventmanager?, der ein Techtelmechtel wie aus Tausendundeiner Nacht mit dem Dienstmädchen anzettelt.

Die Schlaglichter haben vor allem komödiantische Qualität. Als ernsthaftes Sittenbild funktioniert der Film dagegen weniger - dazu sind die zahlreichen Figuren zu skizzenhaft gezeichnet. Wenn sich gegen Ende ein Schatten der Vergangenheit (sexueller Missbrauch) über die Festlichkeit legt, wirkt das, als wolle Nair mit Gewalt ein bisschen Tiefsinn herausschinden.