Um es mit Elle Woods’ Worten auf den Punkt zu bringen: „Heilige Scheiße!“

Natürlich Blond 2

Um es mit Elle Woods’ Worten auf den Punkt zu bringen: „Heilige Scheiße!“

24.11.2015

Von gel

Natürlich Blond 2

Aus Romanen können wunderbare Filme werden. Kurzgeschichten werden ab und an zu Episodenfilmen zusammengeschnürt. Aber eine persönliche Gedicht-Anthologie auf die Leinwand zu bringen, das hat noch keiner gemacht. Bis der gebürtige Stuttgarter Ralf Schmerberg kam und aus 19 Gedichten sein „Poem? strickte; eine Clip-Compilation ist das, eine assoziative Interpretationsanleitung für Lyrik von Schiller bis Trakl, von Heine bis Bachmann, wie gemacht für den multimedialen Deutschunterricht.

„Ich finde es toll, dass man Gedichte quasi wie einen Videoclip sieht?, sagt Meret Becker, eine aus der Prominenz-Schar, die Schmerberg gewonnen hat. Was das Projekt treffend beschreibt: In Drei-Minuten-Schnipsel gegossene Gedichte, die ? qualitativ äußerst unterschiedlich ? auf das Gefühlszentrum des Zuschauers ausgerichtet sind. Da könnte man streiten, ob Kinobilder die eigene Vorstellung kastrieren oder ob dieses Experiment durch die Klammer einer minimalistischen Tibet-Rahmenhandlung zusammengehalten werden kann oder soll.

In den besten Episoden gehen aber starke Bilder und Off-Gedichttext auf Konfliktkurs. Etwa wenn Herbert Fritsch einen bitteren Jandl-Text bellt und das mit heiteren Hochzeitsbildern unterschnitten ist. Manchmal artet die Bilderflut zwischen Treptow und Tibet aber auch in schlimmen Ethno-Kitsch aus. Wer das nicht sehen will, kann aber immer noch die Augen zumachen und bloß den Stimmen lauschen.