Das pralle Leben, ganz (un-) dogmatisch sparsam, aber überwältigend orchestriert.

Open Hearts

Das pralle Leben, ganz (un-) dogmatisch sparsam, aber überwältigend orchestriert.

24.11.2015

Von wog

Open Hearts

Wenn das Unglück zuschlägt, nimmt es auf Hochzeitspläne keine Rücksicht: Joachim, Cecilies Geliebter, wird auf dem Weg zum Bahnhof angefahren, ist fortan gelähmt und macht ihr vom Krankenhaus aus das Leben schwer. So weit, so „Breaking the Waves?. Dass Susanne Biers Beziehungsdrama von da aus die „Schuldigen? ins Boot holt - und so nichts mehr mit Lars von Triers Horror-Szenario gemein hat - ist ein Segen. Denn in dem Dogma-Film Nummer 28 fesselt das Extreme im Alltäglichen und nicht der Alltag im Außergewöhnlichen.

Die dänische Regisseurin nutzt dabei die selbst auferlegten Dogma-Beschränkungen (Handkamera, kein künstliches Licht, Dreh nur vor Ort) so gekonnt, dass dort die größtmögliche Nähe entsteht, wo sich auch ein plattes Melodrama hätte breit machen können. Und sie durchbricht die Regeln, wo sie als ideologisches Korsett einschnüren.

Seit Thomas Vinterbergs „Das Fest? ist das jetzt das perfekteste Zusammentreffen von Form und wuchtigem Inhalt. Inhalt, der Schicksalsschlägen Tiefe gibt, ohne bleiern oder rührselig zu werden. Das noch von außergewöhnlichen Schauspielern umgesetzt (fast ausnahmslos alle schon Dogma-erfahren), macht „Open Hearts? nicht nur zum ersten echten Highlight des Kino-Jahres, sondern auch zu einem berechtigen Anwärter für den Auslands-Oscar.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 37sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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pewa 09.10.200312:00 Uhr

Bleibt für micht mindestens DER Film des Jahres oder sogar mehr!