Roadmovie und romantischer Thriller von Wim Wenders um Leben und Tod und um die Erlösung in der Liebe.

Palermo Shooting

Roadmovie und romantischer Thriller von Wim Wenders um Leben und Tod und um die Erlösung in der Liebe.

23.11.2015

Von Karin Zintz

Siehe auch: Interview mit Dennis Hopper - "Ich bedauere nichts"

Wim Wenders umkreist mit seinen Filmen immer wieder die großen Themen zwischen Liebe, Leben und Tod. Dabei bedient er sich auch der Formen des Genrekinos, um seine Botschaften in Geschichten zu verpacken. "Palermo Shooting " kommt oberflächlich als knackiger Thriller daher: Ein Lifestyle-Fotograf aus Düsseldorf wird von einem mysteriösen Mann mit Pfeil und Bogen bedroht. Doch im Kern stellt das Werk mit Campino, Bandleader der "Toten Hosen", als Hauptdarsteller vor allem die Frage, wie der Mensch dem Tod begegnen kann.

Campino spielt den Fotografen Finn, der sich nicht von der kommerziellen Modefotografie trennen kann, um sich ganz der Kunst zu widmen. Campino ist zwar kein großer Schauspieler, aber er stapft authentisch und lässig durch die Bilder. Man merkt ihm an, dass auch er Exzesse kennt, Grenzen erfahren hat, reifer geworden ist.

Finns Leben ist hektisch, oberflächlich, beziehungslos. Er sieht keine echten Bilder mehr, sondern gestaltet sie am Computer um. Er sucht nicht nach der Wahrheit, sondern nach dem Kick. "40 Jahre leben - und was bleibt, ist nur ein dicker Kopf", denkt er sich nach einer durchfeierten Nacht. Das hochschwangere Supermodel Milla Jovovich beschwert sich nach einem spektakulären Shooting bei ihm, ihr dicker Bauch sei doch nur ein Ausstattungsteil gewesen.

Nach einer Beinahe-Kollision mit einem "Geisterfahrer" ist Finn von der Rolle. Schon seit langem plagen ihn Alpträume. Noch eine letzte Fotoreise mit Milla nach Palermo - dann will er sein Leben überdenken. In Palermo begegnet er dem Tod auf Schritt und Tritt. Nicht nur in der Architektur und Kunst der sizilianischen Stadt, die "wie keine andere den Tod feiert", wie Wenders sagt. Ein rätselhafter Mann schießt Pfeile auf Finn ab und versetzt ihn in Todesangst. Mit Hilfe einer Restauratorin sucht er den Bogenschützen, begegnet dem leibhaftigen Tod (Dennis Hopper spielt ihn ganz zerbrechlich und leise) und findet Erlösung in der Liebe.

"Palermo Shooting" ist ein philosophischer Thriller. Er rockt zuerst, schlägt dann sehr leise Töne an und stellt letzte, spirituelle Fragen. Wenders und sein Kameramann Franz Lustig fangen die Handlung wieder in satten, traumhaft schönen Bildern ein, die über ein paar Längen hinwegtrösten. Manchmal wirken auch die eingesprochenen Gedanken von Finn ein wenig prätentiös und in ihrer Botschaft allzu plakativ. Doch die Essenz des Films berührt und hallt in ihrer Ernsthaftigkeit lange nach.

Palermo Shooting