Kinder als Avantgarde des Friedens? Ein Wunsch-Traum mit viel Charme und wenig Perspektive.

Promises

Kinder als Avantgarde des Friedens? Ein Wunsch-Traum mit viel Charme und wenig Perspektive.

24.11.2015

Von che

Promises

Kinder an die Macht, sang vor langer Zeit einmal Herbert Grönemeyer. Die Youngsters, so die damit verbundene Hoffnung, würden sich über die Polit-Problemchen der Erwachsenen totlachen, keinesfalls aber totschießen.

Dass es sich dabei um einfältiges Wunschdenken handelt, beweist vorderhand auch dieser Film. 1997/98 führte der amerikanische Journalist B.Z.Goldberg rund um Jerusalem Interviews mit sieben palästinensischen und israelischen Kindern zwischen neun und 13 Jahren. Kindlich reine Friedensliebe schlug ihm dabei selten entgegen. Von wenigen abwägenden Stimmen abgesehen, plappern die Kids den Unfug der Altvorderen - sei?s der Heilige Krieg oder Alt-Abraham als Urvater des Siedlungsbaus - bedenkenlos nach. Das Misstrauen, der Hass und sogar die Tötungsfantasien, so der ernüchternde Befund, sind selbst in vielen Kinderherzen fest verwurzelt. Erlittenes Leid, der Tod eines Angehörigen oder Freundes, scheint oft nur ein probater Vorwand, sich die Juden ins Meer und die Araber in die Wüste zu wünschen.

Was lässt sich dagegen unternehmen? Goldbergs Rezept ist schlicht: Man muss die Grenzen, die im Hirn und die aus Stacheldraht, überwinden und einfach mal miteinander reden. Einen Tag lang ließ der Regisseur einige der Kids aufeinander los, und siehe da: Schon nach kurzer Zeit war aller Konfliktstoff von alterstypischen Gemeinsamkeiten absorbiert.

Ein Modell für den Frieden in der Region? So naiv ist Goldberg nicht. Als er zwei Jahre später seine inzwischen stimmbrüchigen Protagonisten nochmals vor die Kamera holte, hatte sich der Versöhnungsprozess schon merklich abgekühlt. Das war 2000. Neuerdings, hört man, laufen auch schon 14-Jährige mit Sprengstoffgürteln durch die Gegend.