Zuschlagende Liebesgeschichte mit bizarrem Personal.

Punch-drunk Love

Zuschlagende Liebesgeschichte mit bizarrem Personal.

24.11.2015

Von Kathrin Wesely

Punch-drunk Love

Punch-drunken ist einer, der bei einem Boxkampf ins Taumeln geraten ist und vom Schmerz beflügelt zum finalen Gegenschlag ausholt. Barry Egan ist so einer. Als Fehlbesetzung torkelt er durch die Wirklichkeit. Er hat eine Firma, die nutzlose Saugglocken für Klos vertreibt und eine Wohnung, die ein Innenausstatter von Mittelklassehotelzimmern eingerichtet haben muss.

Am Leben beteiligt Egan sich nur, wenn er heftige Schläge einstecken muss. Wenn seine sieben Schwestern über ihn herfallen, dann tritt er mal eine Panoramascheibe ein oder zerlegt die Herrentoilette eines Speiselokals. Irgendwie haben seine Schwestern recht ? Barry ist ein Depp. Aber nicht ganz blöd: Er hat rausgekriegt, dass auf den Bechern eines bestimmten Puddings Bonusmeilen für Flieger aufgedruckt sind. Mit nur wenigen Paletten Pudding hat er so viele Bonusmeilen zusammen, dass er nie wieder ein Flugticket zu kaufen braucht.

Barry fliegt nach Hawaii, weil sich gerade Grundlegendes in seinem Leben verändert hat: 1. Er hat sich einen himmelblauen Anzug mit einem Schnitt aus den Zeiten von Technicolor gekauft. 2. Er hat die Telefonsex-Mafia am Hals. 3. Er hat Lena kennen gelernt, die den ganzen Film über Rosa trägt.

Was Barry und Lena aneinander finden, bleibt unklar ? tut man sich doch schon als Zuschauer schwer, den Helden sympatisch zu finden. Die beiden sind ein Kunstpaar ohne Biografien, in deren Leben sich rätselhafte Zufälle, Film- und Kunstzitate aneinanderreihen. Dazwischen streut Regisseur Paul Thomas Anderson („Magnolia?) unvermittelt psychedelische Farbschlieren. Auf artifizielle Weise wird der Zuschauer auf Distanz gehalten. Es bleibt ein unverständlicher Rest, der Zweifel sät an der Echtheit von Barrys Realität, die zum Nebenschauplatz geworden ist, seitdem er Lena liebt.

Der Film erzählt Barrys Geschichte aus der Perspektive des Punch-Drunkenen. Bei Lena holt Barry aus, denn nichts je hat ihn so getroffen wie die Liebe. „Du bist so schön, dass ich dein Gesicht wirklich ein mal so mit einem Vorschlaghammer zerschmettern möchte?, säuselt er der Liebsten ins Ohr. Jetzt wird ihr ganz blümerant, die Endorphine rasen und zack: „Ich möchte auf deinem Gesicht herumkauen, deine Augen herauspulen und ich möchte sie essen, kauen und lutschen.?

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 07sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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