So unterhaltsam kann Wirtschaftspolitik sein – wenn Hollywood sie als Trickfilm aufbereitet.

Robots

So unterhaltsam kann Wirtschaftspolitik sein – wenn Hollywood sie als Trickfilm aufbereitet.

24.11.2015

Von che

Robots

Der Nachfolger des Mega-Blockbusters „Ice Age? aus der Fox-Trickfilm-Factory führt in eine ausschließlich von Robotern bevölkerte Fantasiewelt, die der unseren verblüffend ähnelt. Na ja, ein paar Unterschiede gibt es schon. Die Babys bringt hier nicht der Storch, sondern der Postbote, und man muss sie zusammenstecken wie ein Ikea-Regal. Dafür haben sie praktischerweise einen Lautstärke-Regler an der Backe. Gelenkt wird dieses Reich von einem gütigen Großkapitalisten, der nach dem Motto „Bedarf geweckt, Bedarf gedeckt? noch dem ärmsten Blechmann sein kleines Glück garantiert.

Doch dann ergreift ein von schierer Profitgier angestachelter Konkurrent (samt diabolischer Mutter) die Macht und fährt die Produktion günstiger Ersatzteile herunter, um seine Hochglanz-„Upgrades? umso teurer an die betuchte Kundschaft verscherbeln zu können. Weniger wohlhabende Roboter landen über kurz oder lang in der Schrottpresse. Ein Schelm, wem da jener christdemokratische Jungpolitiker in den Sinn kommt, der vor einiger Zeit mit dem Gedanken glänzte, künstliche Hüftgelenke für Senioren seien eine durchaus überflüssige soziale Wohltat.

Wohin diese Debatte in der wirklichen Welt führt, weiß man noch nicht. In Robot City jedenfalls obsiegt vorerst das Gute. Zum Retter der sozialen Marktwirtschaft schwingt sich der gerade aus der Provinz angereiste Nachwuchstüftler Rodney auf, der mit Hilfe einer von Rostfraß und Shredder bedrohten Halbstarken-Gang dem Raffke das Handwerk legt.

Damit diese milde Kritik am Turbokapitalismus nicht etwa schlechte Laune verbreitet, trägt sie der Film in einem solchen Affenzahn vor, dass man als Zuschauer oft kaum hinterherkommt, die im Sekundentakt vorbeischwirrenden Pointen, Anspielungen und Mini-Parodien aufzuschnappen (vielleicht fanden ihn deswegen einige Kritiker „unlustig?). Zumal das grandios zwischen Zukunfts-Tech und frühindustrieller Schmieröl-Nostalgie changierende Design ebenfalls viel Aufmerksamkeit beansprucht.

Was bei dieser rasanten Achterbahnfahrt ein bisschen auf der Strecke bleibt, sind die Figuren, die trotz großem Einfallsreichtum in den Äußerlichkeiten nicht so recht menscheln wollen. Vielleicht ist das aber ganz gut so, denn das angetippte Vater-Sohn-Rührstück nach Nemo-Strickmuster ist der eindeutig schwächste Part in diesem ansonsten äußerst vergnüglichen Film.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 01sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Driggs 30.03.200512:00 Uhr

Die Zeiten sind halt (Gott sei Dank) vorbei, als jeder Trickfilm für Kleinkinder geeignet war. Man muss sich halt vorher informieren.

Hans 29.03.200512:00 Uhr

ich warne alle eltern die ein Kind haben das eventuell in richtung hyperaktivität disponiert ist in diesen film zu gehen ohne eine sonderration ritalin zu verabreichen.will sagen vor lauter hightechperfektion und detailübertriebenheit kann man oft den einzelnen szenen der geschichte kaum noch folgen.der spaß bleibt auf der strecke ,sehr schnell kommt langeweile auf.die kinder im kino um 7jahre herum stehen von den plätzen auf und interessieren sich für die sitznachbarn oder den filmprojektor in dem sie die finger in den lichtstrahl halten.weniger ist oft mehr gilt auch diesmal. die geschichte ebenso das roboterambiente fand ich schlicht weg blöd.als schwabe ärgert man sich dazu auch noch geld dafür bezahlt zu haben

Andrej R 26.03.200512:00 Uhr

Hab den Film noch nicht gesehen, und werde es im Kino denke ich ( Dank Euch ) auch nicht sehen.
Meiner Meinung nach sind Eure Kommentare und besonders H. Eicheles Kritik wie folgt zu bewerten: Thema verfehlt! Note 6.
Robots ist ein Trickfilm.
Eure Klugscheißerei und gesellschaftspolitische Diskussionen verderben mir und meinen Freunden die Lust auf den Film.
Vielleicht liegt es aber an der "Pseudokorrektheit" oder dem krankhaften Wunsch möglichst nur möchtegern-intelektuelle Beiträge/Kritikern aller Beteiligten und der redaktionellen Arbeit in diesem Medium ( Schw. Tagbl ) zu schreiben.

MiesePeter 22.03.200512:00 Uhr

Herrlich, endlich tut sich was auf dieser langweiligen Filmseite.... Mr. Dollinger, die Inkarnation des Gewöhnlichen, des braven Flachsinns, legt sich mit Mr. Eichele, dem Ideologiekritiker alten Schlages an... LOL... Jungs, bringt Leben in die Bude:)

Eichele 22.03.200512:00 Uhr

Was heißt hier "los, Jungs". Selber ins Getümmel stürzen und nicht feixend an der Seite stehen!

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