Willkommen im Schrägfilm-Club. Michel Gondry und Spike Jonze bleiben aber doch eine Klasse für sich.

Schräger als Fiktion

Willkommen im Schrägfilm-Club. Michel Gondry und Spike Jonze bleiben aber doch eine Klasse für sich.

24.11.2015

Von che

Schräger als Fiktion

Es gibt Leute (zumal Filmkritiker), die verabscheuen Happy-ends von ganzem Herzen. Das täten sie sicher nicht, wenn sie selbst einmal Helden in einem Film oder einem Prosastück gewesen wären. So wie Harold Crick (Will Ferrell), dem eines Morgens beim Zähneputzen der Verdacht kommt, er sei in Wahrheit nur die Hauptfigur eines Romans.

Jedenfalls hört der mausgraue Finanzbeamte seitdem eine weibliche Stimme, die in wohl geformten Sätzen sein Leben kommentiert. Das wäre bloß lästig, wenn diese offenbar allwissende Erzählerin nicht Harolds baldigen Tod angekündigt hätte. So setzt er mit Hilfe eines verschrobenen Literaturprofessors (Dustin Hoffman) alle Hebel in Bewegung, die Autorin ausfindig zu machen und von ihrem schändlichen Vorhaben abzubringen. Umso dringlicher ist diese Mission, da sich Harold entgegen seinem Naturell gerade Hals über Kopf in eine sexy Zuckerbäckerin (Maggie Gyllenhaal) verliebt hat. Als die Dichterin (schön exaltiert: Emma Thompson) endlich enttarnt ist, droht indes alle Hoffnung zu schwinden. In bester Tragödien-Tradition lässt sie nämlich jeden ihrer Helden über die Klinge springen ? nur wie und wann, ist noch die Frage.

Das schräge Verzwirbeln von Leben und Literatur stellt den Film von Marc Forster („Monster?s Ball?) in direkte Nachbarschaft zu den intellektuellen Spielereien eines Spike Jonze („Adaption?) und Michel Gondry („Science Of Sleep?). Trotz skurriler Details, dem schrulligen Personal und treffender Seitenhiebe auf den Kulturbetrieb ist er aufs Ganze gesehen jedoch von bedeutend schlichterer Machart und Botschaft. Plädoyers für die leichte Muse (inklusive Happy-end) hat man auch im Kino schon schlagkräftiger geführt gesehen: etwa in den guten, alten „Sullivans Reisen?.