Shape of Water

Shape of Water

Poetisches Märchen von Liebe und Verlust, das in einem amerikanischen Hochsicherheitslabor während des Kalten Krieges spielt.

13.02.2018

Von Madeleine Wegner

Shape of Water
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Es war einmal, weit vor unserer Zeit – also, genau genommen Anfang der 60er Jahre – in einem Ort, nicht weit von der Küste entfernt. Genau genommen in einem sehr geheimen Forschungslabor. Dort arbeitet die von Geburt an stumme Elisa (großartig: Sally Hawkins) nachts als Putzfrau.

„Heute erhalten wir ein neues Objekt hier in T4: möglicherweise das sensibelste Objekt, das wir bis dato in dieser Einrichtung hatten“, heißt es in dem Labor eines Tages. In einem großen, rostigen Tank kommt wertvolle Fracht an: ein Amphibienmensch, ein Mischwesen aus dem Amazonas, das die Südamerikaner als göttliches Wesen verehren. Zunächst scheint es aggressiv und gefährlich zu sein. In jedem Fall blubbert dort unter der Oberfläche des tiefen Wasserbeckens schaurig-düster eine enorme Kraft.

Elisa ist von dem Wesen ( Doug Jones steckt in dem eigenwilligen Kostüm) wie magisch angezogen. Und, wie es sich für eine ganz große Liebesgeschichte gehört, scheinen die beiden von Anfang an füreinander bestimmt gewesen zu sein. Doch freilich ließen die wichtigen, weißen Labor-Männer dieses Wesen nicht deshalb heranschaffen – wir befinden uns in Zeiten des Kalten Krieges. Auch wird sehr schnell deutlich, wer hier die eigentlichen Monster sind.

Deshalb entschließt sich Elisa, die mit ihren wenigen Bekannten über Gebärdensprache kommuniziert, ihren Geliebten aus dem Labor zu schmuggeln und so vor dem Tod zu retten. Hilfe bekommt sie von anderen Außenseitern, die ebenso einsame Seelen sind: der gealterte homosexuelle Giles (Richard Jenkins), der zugleich ihr Nachbar ist, Elisas Arbeitskollegin und Freundin Zelda (Octavia Spencer), die wegen ihrer Hautfarbe Diskriminierung erlebt, und schließlich auch noch von einem Wissenschaftler (Michael Stuhlbarg), der sich als russischer Spion entpuppt.

Guillermo del Toros Film ist für 13 Oscars nominiert und geht damit als großer Favorit in das Rennen am 4. März.

Mit Sally Hawkins als stummer Heldin taucht man gern ein in diese ebenso zeitlose wie aktuelle Märchenwelt.

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Erstellt:
13.02.2018, 19:15 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 59sec
zuletzt aktualisiert: 13.02.2018, 19:15 Uhr

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Peter Dorn 08.03.201808:46 Uhr

Vor vielen, vielen Jahren in einer großen Stadt, da wohnte über einem plüschigen Kino die etwas verhuschte Reinemachefrau Elisa, eine fragile Stumme mit schöner Seele. Und da THE SHAPE OF WATER ein Märchen für Erwachsene ist, erfahren wir schon ganz früh, dass Elisa gerne im Wasser der Badewanne zum Takt der Eieruhr ein wenig masturbiert. Wasser wird dann auch das bestimmende Element dieser Geschichte bleiben, denn im Tank eines kruden Forschungsinstituts wird sie einen Aquamann (der „Schrecken vom Amazonas“ lässt rein optisch grüßen) kennenlernen und sich in ihn verlieben, Wasser wird sie dann auch sich näher kommen lassen und Wasser wird sie schließlich vereinigen. Dazwischen gibt es gute und böse Helfer, die sich redlich bemühen, unserer schönen Seele entweder beizustehen wie ihre schwarze Kollegin Zelda oder sie zu ängstigen wie der von den Fingern her verfaulende Agent Strickland. Aber so richtig Angst müssen wir eigentlich nie um sie haben, denn wir sind ja im Märchen, und wenn es brennt, dann steht im Hintergrund zwar ein Haus im Flammen, aber das stört niemand ernstlich.
THE SHAPE OF WATER ist visuell ein ungemein sinnliches Vergnügen, die französisch angehauchte Musik von A. Desplat erinnert im guten Sinne an DAS MÄDCHEN MIT DEM PERLENOHRRING und Sally Hawkins als Elisa ist einfach nur göttlich; aber die Geschichte folgt im Grunde nur dem uralten Schema, das wir schon aus E.T. - DER AUSSERIRDISCHE kennen: das Fremde, das bedrohlich scheint, aber ungemein verletzlich ist, das zur Liebe fähig ist und einfach nur heim will. Zu oft gesehen und schrecklich abgenudelt, da hilft auch nicht, dass Elisa so edel und das Wasserwesen so menschlich ist.
THE SHAPE OF WATER belohnt mit seiner liebevollen Ausstattung, seinen zärtlichen Farben und seinen eleganten Kamerafahrten. Aber sich darauf einzulassen, ist wie das Versinken in einem viel zu weichen Kinosessel. Schönheit im Übermaß ohne Dynamik macht halt müd und matt.