Ozon outet sich als französischer Lynch. Feines, brillant besetztes Psycho-Drama am Pool.

Swimming Pool

Ozon outet sich als französischer Lynch. Feines, brillant besetztes Psycho-Drama am Pool.

24.11.2015

Von Wolfgang Brenner

Swimming Pool

Natürlich ist „Swimming Pool? kein richtiger Krimi. Ebenso wenig, wie „8 Frauen?, der letzte Film des französischen Regie-Wunderkinds Francois Ozon, ein reiner Krimi war. Und trotzdem hat der 36-Jährige damals wie heute die Krimi-Maske benutzt, um an ihr herum zu knautschen und sie sich für seine Zwecke hinzubeulen. Heraus kommt dann eine rasant sich zuspitzende, kammerspielartige Psychothriller-Melange. Aber wie er das macht!


Denn die Geschichte beginnt nicht mit einem Mord (der passiert erst später), sondern mit dem abgrundtiefen Frust der Krimiautorin Sarah Morton (Charlotte Rampling) und ihrem Entschluss zu einem Urlaub im Haus ihres verlogenen Verlegers in Südfrankreich. Dass sie dort auf Julie (Ludivine Sagnier) trifft, sich eine Hass-Beziehung vom ersten Augenblick an entwickelt und das alles in einem furiosen Rollenwechsel endet, das geht derzeit keinem so gut von der Hand wie Ozon.Den Konflikt von hemmungslos ausgelebter Jugend und asketisch-verkniffenem Alter überführt Ozon aber unmerklich in ein Spiel von Realität und Fiktion.


Denn bald plündert Sarah das Leben und die Notizen der jungen Julie. Stoff genug bietet diese auch mit ihrer zerrütteten Familie und ihrem ausschweifenden Nachtleben. Sarah löffelt da zunächst stoisch ihren Joghurt und verwurstet dann wie im Fieber Julies Tagebuch zu einem neuen Roman.Dass da der Swimming Pool, an dem die wolllüstige Julie sich Tag um Tag räkelt, metaphorisch aufgeladen ist bis dorthinaus, ist geschickt verkauft. Auch dass sich beim Zuschauer ganz schleichend die Zweifel über das vermeintlich einfache Kammerspiel zwischen den beiden Charakteren mehren, und die Frage aufkommt, was denn nun tatsächlich und was schon im entstehenden Roman passiert, hat Ozon in beinahe lynchesker Manier konstruiert.


„Beurteile nie einen Menschen nach seinem Äußeren?, sagt etwa Julie einmal. Und charakterisiert sich und die schmallippige Autorin damit recht treffend. Beide sind sie nämlich Schalentiere mit funkelnden Panzern, aber auch gefährlichen Kauwerkzeugen. Charlotte Rampling, die schon in „Unter dem Sand? beeindruckt hat, füllt die erschreckende Leere ihrer Figur bravourös aus. Und Ludivine Sagnier, auch im ständigen Mitarbeiterstamm von Ozon, beeindruckt nach ihrem lausbubenhaften Auftritt in „8 Frauen? mit einer nicht nur körperlichen Präsenz.


Dass die einzelnen Komponenten auch in diese strudelnden Dynamik führen, die bei „Swimming Pool? nach einer knappen Stunde einsetzt, dafür wird Ozon deshalb zur Zeit nicht von ungefähr so gelobt.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 12sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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bLue 15.06.200412:00 Uhr

das Ende ist ein bisschen komisch und unverständlich der Rest lässt sich gut ansehen

04.12.200312:00 Uhr

Der mit Abstand beschissenste Film den ich je gesehen habe!!! Da ist wirklich jedes Testbild spannender!

01.12.200312:00 Uhr

Hmmm. Der Film begeister mich nicht, wobei auch die mir von den Medien eingetrichterte hohe Erwartung eine Rolle spielt, die schlicht nicht erfüllt wurde. Ozon lässt sich mit dem Aufbau sehr viel Zeit und schafft es dann nicht, aus dem Bilderbogen wirklich zuschöpfen und den Charakteren ein wenig Leidenschaft einzuhauchen. Vieles wirkt plump konstruiert. Da helfen auch die entblössten Brüste der jungen Protagonistin wenig.

22.11.200312:00 Uhr

Scheiß Film!

21.11.200312:00 Uhr

eine einzige Enttäuschung!

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