Tenet

Tenet

In Christopher Nolans Sci-Fi-Thriller wird ein Mann entsendet, den Dritten Weltkrieg zu verhindern. Zeitreisen, Action-Epos und gefährliche Stunts inklusive.

25.08.2020

Von Madeleine Wegner

Tenet

Ein voll besetzter Konzertsaal, die Besucher dicht an dicht, kein freier Platz, kein Mundschutz. Ist das schon Science-Fiction oder nur eine gefühlt weit entfernte Vergangenheit? Nach der Logik von Christopher Nolans lang ersehntem zwölften Spielfilm schließen sich diese beiden Varianten nicht aus – die in der Zukunft und die in der Vergangenheit.

„Tenet“ ist der Sommer-Blockbuster, auf dem alle Hoffnungen ruhen. Er soll den Kinos aus der (Corona-)Krise helfen. Von seinem (verschobenen) Start machten viele Lichtspielhäuser ihre Wiedereröffnung abhängig. Umso größer war die Spannung, mit der „Mindfuck“-Meister Nolans Science-Fiction-Action erwartet wurde.

Der gut besuchte Konzertsaal entpuppt sich nicht nur als

Kiewer Opernhaus, sondern als Ziel eines Anschlags – oder ist es nur ein Ablenkungsmanöver? Der namenlose CIA-Agent (John David Washington), der sich als russischer Polizist ausgibt, schweigt trotz Folter und wird so Teil eines viel größeren Plans.

„Tenet“ hat in weiten Teilen den Charakter eines Agenten-Thrillers, so manches erinnert an James Bond: Die Schwäche des Protagonisten für eine wenig komplexe Frauenfigur und vor allem unerhört viele spektakuläre Orte innerhalb kurzer Zeit: ein Offshore-Windpark, das geschäftige Leben in Mumbais Innenstadt, eine Luxusyacht vor der Küste Vietnams, Tresorräume mit Kunstschätzen am Flughafen.

Sie dienen als Kulisse für den Kampf um das Überleben der Menschheit. Denn es gilt, eine schwer greifbare Bedrohung aus der Zukunft zu schlagen und die Welt zu retten angesichts eines Phänomens, das Ursache und Wirkung zu vertauschen scheint – Munition fliegt zurück in den Lauf, Vögel und Autos rückwärts, Feuer wird zu Eis.

Ob Washington, an seiner Seite bald auch Robert Pattinson als dessen Partner Neil oder Kenneth Branagh als machthungriger Waffenhändler Andrei Sator – sie alle machen ihre Sache ausgesprochen gut. Das Problem liegt bei Nolan selbst, der auch das Drehbuch geschrieben hat. Völlig lächerlich macht er sich mit pseudowissenschaftlichen Dialogen, die das Phänomen der „Inversion“ – also der scheinbaren Rückwärtsbewegung der Zeit – erklären sollen. Zugegeben, die Erwartungen an diesen Neustart sind deutlich höher als gewöhnlich. Doch hält Nolan seine Zuschauer wirklich für so dumm? Glaubt er wirklich, ein paar Verfolgungsjagden vorwärts- und rückwärts abzuspielen reiche aus, um eine komplexe Idee umzusetzen?

Dass Nolan sich nicht wirklich für seine selbst geschaffenen Charaktere zu interessieren scheint und diese seltsam dumpf bleiben, ist das eine. Aber dass einer, der mit Meistwerken wie „Memento“ und „Inception“ die Zuschauer überraschte, nun seine Fans nicht mehr ernst zu nehmen scheint, ist die eigentliche Enttäuschung.

Das Kino retten? Können nur treue Cineasten, die sich diesen wie viele weitere Filme trotz mancher Mängel anschauen.

Tenet

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Erstellt:
25.08.2020, 00:38 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 20sec
zuletzt aktualisiert: 25.08.2020, 00:38 Uhr

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