Wenn‘s denn hilft, den Bush auf Eis zu legen . . .

The Day After Tomorrow

Wenn‘s denn hilft, den Bush auf Eis zu legen . . .

24.11.2015

Von che

The Day After Tomorrow

Okay, Roland Emmerich steht jetzt also auf der richtigen Seite. Kein Heranschleimen an den Rechts-Amerikanismus mehr wie in „Independence Day? und „The Patriot?. Statt dessen für Klimaschutz und gegen Bush. Recht so. Aber ist das „Spielbergle aus Sindelfingen? deswegen auch ein guter Regisseur geworden?

Nur bedingt. „The Day After Tomorrow? über den von Politiker-Blindheit verursachten Ausbruch einer neuen Eiszeit hat ohne Zweifel seine starken Seiten. Wie Emmerich die Katastrophe anbahnt, der Film anfangs im Stil einer Live-Dokumentation atemlos von Schauplatz zu Schauplatz hetzt, ist absolut packend. Auch viele Einzelbilder brennen sich ins Gedächtnis: Ein durch das überflutete Manhattan treibendes Geisterschiff; die bis zur Hüfte im ewigen Eis steckende Freiheitsstatue; der Massen-Exodus der Amerikaner nach Mexiko. Die Knalleffekte sind für Emmerich-Verhältnisse dagegen erfreulich sparsam und zweckdienlich eingestreut.

Doch so sehr der Film auf dieser visuellen Ebene auch befriedigt ? als Geschichtenerzähler ist und bleibt Emmerich eine Niete. Wenn zur Filmmitte die Katastrophe perfekt und nunmehr Charakter-Stärke gefragt ist, fällt der Film in Kältestarre. Weil die Figuren allesamt so billig konstruiert sind (und menschlich sowieso zum Gähnen langweilig), will sich einfach kein rechtes Mitleid einstellen ? egal welche Gefahren sie in ihren Schneewüsten und Fluchtburgen auch meistern müssen. Dass sich der wichtigste Wissenschaftler im Land schnell mal abseilt, um per Gewaltmarsch seinen (im übrigen hinreichend taffen) Sohn zu retten, ist eine Ungereimtheit, die den Kino-üblichen Kunstgriff, ein mehrjähriges Unglücks-Szenario auf wenige Tage zusammenzuziehen, weit in den Schatten stellt. Und wenn zum Schluss, beim trotz neuer Eiszeit launig hingeschwurbelten Happy-end, alle losgrinsen wie in einer 30 Jahre alten Seifenoper, muss man sich wirklich fragen, wie es dieser Emmerich bloß zum Topregisseur in Hollywood gebracht hat.

Bleibt nur zu hoffen, dass dieser alles in allem recht mittelmäßige Katastrophenfilm wenigstens seinen propagandistischen Zweck erfüllt.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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