Schillernde neue Facette im Mythos der Royals – und verhaltene Populismuskritik.

The Queen

Schillernde neue Facette im Mythos der Royals – und verhaltene Populismuskritik.

24.11.2015

Von Dorothee Hermann

The Queen

Viele Menschen, darunter auch engagierte Nicht-Kinogänger, sagen, dass sie nach dem Film "Breaking the Waves" erst mal platt waren und ein paar Stunden Ruhe brauchten. Derselbe Effekt wird sich vermutlich bei Lars von Triers jüngstem Streich "Dancer in the Dark" einstellen".

Von Trier ist ein verschrobener Däne, der seinen Einsiedler-Bauernhof bei Kopenhagen in regelmäßigen Abständen verlässt, um die Welt die Schönheit und den Schrecken zu lehren ? zuletzt mit der skurrilen Krankenhaus-Gruselserie "Geister" und der Gruppentherapie-Studie "Idioten".

In "Dancer in the Dark" arbeitet er sich weiter an seinen Lieblingsthemen ab: bedingungslose Liebe, Opfer, Wahnsinn. Wie kein zweiter Regisseur interessiert sich von Trier fürs ganz normale Verrücktsein und für das, was Psychologen "abweichendes Verhalten" nennen. Seine kompromisslosen Kunstfilme finanziert er mit schnell herunter gedrehten Pornos. Crazy.

Catherine Deneuve ist mit dabei in "Dancer in the Dark", sie spielt so schlecht wie noch nie (was wohl so beabsichtigt war) und gibt damit den Blick frei auf die isländische Popsängerin Björk, die vorher noch nie geschauspielert hat.

Mit einem "Kassengestell auf der süßen Himmelfahrtsnase" (Frankfurter Rundschau) spielt Björk die erblindende Fabrikarbeiterin Selma, die ihr ganzes Geld für die Augenoperation ihres Sohnes spart. She works hard for the money! Selmas Lebensglück sind die klassischen Hollywood-Musicals, die Tänze, der Gesang, die Gesten.

Ach ja: "Dancer in the Dark" ist ein Musical, ein ungewöhnliches Musical, mit Sozialkritik, einem Mord und einer Gerichtsverhandlung. Die Musik stammt von Björk. Sie ist so gut, dass man sie küssen möchte.

Bisweilen fährt von Trier sehr nah ran an Björks Gesicht. Man kann das Distanzlosigkeit nennen oder aber echtes Interesse für eine wunderbare Figur. Die besten Momente sind die, in denen man merkt, dass von Trier, dem alten Kontroll-Freak, die Dinge entgleiten.

Dann verliert die Geschichte den Verstand und beginnt zu schweben.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Shevad 26.01.200712:00 Uhr

Sensationell gespielter und inszenierter Film, dessen größten Reiz das Agieren noch amtierender Prominenzen an der Emotionsgrenze darstellt. Zeitgeschichte im Kino zieht man sowieso viel zu selten.

Hoschi 20.01.200712:00 Uhr

Schauspielerische Leistung von Helen Mirren ist mit Sicherheit bemerkenswert, jedoch ist mir persönlich etwas zu viel Pathos dabei. Alles in allem wird die Monarchie schon glorifiziert, dass diese Leute in Wirklichkei in Saus uns Braus auf Kosten der Bevölkerung leben und hierfür ein nichts leisten klammert der film völlig aus. Note 3 Hoschi

LURCHI 15.01.200712:00 Uhr

Sehr schönes und realistisches Filmporträt über das britische Königshaus.

Horst 14.01.200712:00 Uhr

Nicht schlecht, aber der Film ist so wie die darin porträtierte Königin - etwas steif.

Anti-Depressiva 12.01.200712:00 Uhr

Dummer Britenfilm, für Leute ohne Hobbies, die auch nur "Neue Revue" und wie sie alle heißen, lesen... Wer den Film liebt, ist nur geil nach Klatsch...

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