Blues ist wieder hip. Wim Wenders erteilt stimmungsvoll die Geschichtslektion dazu.

The Soul of a Man

Blues ist wieder hip. Wim Wenders erteilt stimmungsvoll die Geschichtslektion dazu.

24.11.2015

Von che

The Soul of a Man

Nicht nur Schultze hat den Blues, auch Martin Scorsese ist infiziert. Als Produzent hat er sieben Filme zum Thema in Auftrag gegeben, der erste kommt jetzt unter der Regie von Wim Wenders in die Kinos. Im wesentlichen folgt der deutsche Regisseur den Spuren zweier Legenden: von Skip James, der 1931 eine der folgenreichsten Blues-Platten aufgenommen hat und danach für 30 Jahre von der Bildfläche verschwand. Und von J. B. Lenoir, der eine Generation später die Politisierung des Blues vorantrieb, ehe er 1967 mitten im großen Revival völlig verarmt starb.

Ihre vermutlich aufregend verschlungenen Lebenswege interessieren Wenders nur am Rand, auch Zeithistorisches wie die Bürgerrechtsbewegung wird bloß beiläufig eingeflochten. Einsam im Zentrum steht die Musik, vor der sich der Regisseur mit etlichen in voller Länge gespielten Originalaufnahmen ehrfürchtig verneigt. Das ist einerseits lobenswert, weil die Interpreten als Künstler ernst genommen und nicht, wie so oft bei afroamerikanischer Musik, nur als Produkte sozialer Umstände abgefeiert werden.

Andererseits macht es für Nicht-Bluesfans den Zugang etwas schwierig. Wenders löst das Problem elegant, indem er die Songs auch von Vertetern ganz unterschiedlicher Szenen (darunter Lou Reed, Cassandra Wilson, Nick Cave und James Blood Ulmer) interpretieren lässt ? und dadurch den Blues in seiner ganzen schillernden Vielfalt spürbar macht.