Let's talk about politics. Hochspannendes und erfreulich unsentimentales Debattier-Spektakel.

Thirteen Days

Let's talk about politics. Hochspannendes und erfreulich unsentimentales Debattier-Spektakel.

24.11.2015

Von Wolfgang Brenner

Thirteen Days

Auf Kuba stationierte sowjetische Atomraketen nur fünf Minuten von den eigenen Haustür entfernt? Das wollten sich Kennedy und Konsorten im Oktober 1962 dann doch nicht gefallen lassen. Als Kuba-Krise ist das politische Kalte-Krieg-Kräftemessen am Rande eines Atomkriegs so in die Geschichtsbücher eingegangen.

"Der große rote Hund schnüffelt in unserem Vorgarten, und deshalb ist es gerechtfertigt, ihn zu erschießen", sagt der kriegstreiberische General LeMay in Roger Donaldsons beinahe dokumentarisierender Thrillerversion des historischen Beinahe-Desasters. Der rote Hund wurde vor 40 Jahren aber nicht erschossen. Und in seinem Lehrstück über diplomatische Politik erklärt Donaldson, weshalb nicht.

Die Politik ist dabei nicht ein Nebenschauplatz, der zwischen Action-Sequenzen Platz findet. Politik wird hier ernst genommen. Im Klartext: es wird geredet, debattiert, gestritten und gehirnt, dass die Köpfe qualmen. Hochdekorierte Militärs fluchen auf die Kennedys, und natürlich trägt dies zu deren Mythologisierung bei.

Wie das Gemälde eines einsamen Büffels im Oval-Office ist Präsident John F. (Bruce Greenwood) stets der einsame, wenn auch hilfsbedürftige Streiter, und sein Bruder Bobby (Steven Culp) wird zum Verfechter diplomatischer Lösungen gegen kriegsgeile Generäle, die so Sachen sagen wie: "Nur Schwächlinge schlafen, Mr. President." Der kühle Kopf im Hintergrund ist aber des Präsidenten persönlicher Berater Kenneth O?Donnell (Kevin Costner), der im gespannten Taktik-Hin-und-Her die eigentlichen Fäden zieht.

Nach zweieinhalb Stunden des Debattierens in muffigen Büros mit ebenso wohl platzierten wie kurzen Action-Einsprengseln wundert man sich aber doch, wie spannungsvoll Regisseur Donaldson die bildlich eigentlich undramatische Situation aufgelöst hat. Da sei auch verziehen, dass aller Präsidenten-Heroisierung zum Trotz am Ende doch die Demut triumphiert. Und der echte J.F.K. aus dem Off spricht: "Und wir sind alle sterblich."