Strenge Verfilmung einer Kurzgeschichte von Haruki Murakamimit etwas zu vielen Kunst-Ausrufezeichen.

Tony Takitani

Strenge Verfilmung einer Kurzgeschichte von Haruki Murakamimit etwas zu vielen Kunst-Ausrufezeichen.

24.11.2015

Von che

Vor fünf Jahren ist an der Diskussion über seine Erzählung „Gefährliche Geliebte? (speziell über die Sexszenen darin) das Literarische Quartett zerbrochen. In der Zwischenzeit ist der Japaner Haruki Murakami, in seiner Heimat längst ein Star, auch in Deutschland vom Geheimtipp zur Literatur-Eminenz aufgestiegen.

Pünktlich zum Hype kommt nun die erste Verfilmung in die Kinos, die beim Festival in Locarno gleich den Hauptpreis gewonnen hat. Wie oft bei Murakami handelt auch „Tony Takitani? von der Einsamkeit. Der Titelheld war zeit seines Lebens ein verschlossener, fast autistischer Einzelgänger, ehe ihm in schon reifen Jahren das Glück in Gestalt der jungen, bildhübschen Eiko zuläuft. Alles könnte perfekt sein, wäre Eiko nicht heillos der Sucht nach dem Kauf teurer Designer-Kleidung verfallen. Als sie auf einer ihrer Raff-Touren beiläufig stribt, steht Tony verzweifelt und ratlos in einem Zimmer voller Klamotten, für die er eine neue Verwendung sucht.

In ihrer rohen Handlung wirkt diese als Parabel angelegte Geschichte doch sehr weltfern, und Regisseur Jun Ichikawa verstärkt diesen Eindruck mit extremen Stilisierungen: aschfahle Bilder, minimalistisches Dekor, eine betont anti-dramatische Inszenierung. Das ausgeklügelt karge Design unterstreicht durchaus die innere Leere und Verlorenheit der Figuren, aber nach einer halben Stunde hat man das kapiert, und darüber hinaus fällt Ichikawa nicht viel mehr ein, als einen Großteil der Erzählung aus dem Off repetieren zu lassen. Insofern ist hier der Griff nach dem Buch eindeutig die bessere Wahl.