Trautmann

Trautmann

Biopic über einen Soldaten der Wehrmacht, der in Kriegsgefangenschaft eine Karriere als Fußballer in England beginnt.

12.03.2019

Von Dorothee Hermann

Trautman
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Als der Deutsche Bert Trautmann 1949 zum ersten Mal für Manchester City im Tor stand, kam es im Stadion zu Tumulten: Einer der verhassten Nazis als englischer Torwart?! Das durfte doch wohl nicht wahr sein.

Die deutsch-englische Coproduktion von Regisseur Marcus H. Rosenmüller greift Trautmanns erstaunliche Biografie auf: Wenige Jahre vor seinem ersten Einsatz für den nordenglischen Spitzenclub saß Bert (David Kross) noch in einem Kriegsgefangenenlager in Lancashire und schrubbte Latrinen. Bei einem Freizeitspiel der Gefangenen wird der Trainer des örtlichen Fußballclubs (John Henshaw als Jack Friar) auf ihn aufmerksam, der dringend einen fähigen Torhüter für sein abstiegsgefährdetes Team braucht. Berts unglaubliches Talent, noch die abseitigsten Bälle notfalls per Hechtsprung zu stoppen, spricht sich herum, und plötzlich taucht Manchester-City-Trainer Jock Thompson (Gary Lewis) am Spielfeldrand auf.

Eine märchenhafte Fußballkarriere nimmt ihren Anfang. Bis zu seinem Abschied 1964 bestritt Trautmann 545 Spiele für Manchester City, darunter das historische FA-Cup-Finale gegen Birmingham im Londoner Wembley-Stadion, bei dem der Ausnahme-Torhüter die letzten Minuten mit gebrochenem Halswirbel durchhielt. David Kross spielt das alles eher zurückhaltend, präsentiert sich als Bert aber zunächst als einer der zahllosen vormaligen NS-Anhänger, die angeblich „keine Wahl“ hatten.

Dass der Film nicht so bajuwarisch-rustikal ausgefallen ist wie sonst, liegt nicht nur am anderen Schauplatz und der britisch-deutschen Doppelperspektive, sondern vor allem an der selbstbewussten Margaret (Freya Mavor), die sich widerstrebend in Bert verliebt. Für diese Liebesgeschichte verzeiht man dem Film manchen Kitschvorwurf, auch wenn er die anderen Beziehungen des realen Trautmann ausblendet und auf diese Weise das deutsch-englische Traumpaar idealisiert.

Doch Rosenmüller macht eine ungewöhnliche Biografie jenseits vermeintlich eindeutiger nationaler Identitäten wieder zugänglich. Allerdings hätte man gern erfahren, ob der reale Trautmann und vormalige Fallschirmjäger ebenfalls Flashbacks hatte und traumatisiert war wie sein Leinwand-Pendant, oder ob der Film ihm das bloß angedichtet hat.

Wenn der Regisseur die ausgehenden 1940er Jahre wiederaufleben lässt, mit einem Dorfladen von einst, wie er nur in England denkbar ist, ist er als Nostalgiezauberer wieder ganz in seinem Element.


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Erstellt:
12.03.2019, 17:33 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 03sec
zuletzt aktualisiert: 12.03.2019, 17:33 Uhr

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